Rita Oras neues Album "You & I": Zurück zur Bodenständigkeit

Stand: 17.07.2023 16:06 Uhr

Die britische Sängerin Rita Ora hat sich in den letzten Jahren vor allem als Schauspielerin und Designerin versucht. Jetzt meldet sie sich mit einem neuen Album zurück: "You & I" ist eine musikalische Bestandsaufnahme, die überraschend kritisch und ehrlich ist.

von Marcel Anders

"Das Album dreht sich um meine Ehe. Aber 'You & I' ist auch eine intime Formulierung, die man verwendet, wenn man jemandem vertraut. Sie steht dafür, dass ich meinen Fans zeige, wo ich jetzt bin - an diesem Punkt meines Lebens." Das nennt man ein simples, aber stimmiges Konzept: ein persönliches Update nach langer Abstinenz. In Rita Oras eigenen Worten, ohne Dichtungen der Boulevardpresse. Ein gesungenes "Das bin ich in 2023" - mit 32 und frisch verheiratet.

Neues Album in der Manier von Rita Oras Jugendidol Fatboy Slim

Musikalisch äußert sich das persönliche Resümee in einer Mischung aus Balladen und melodischen Dance-Tracks - ohne überdrehte Hightech-Sounds, aber mit Anleihen bei R&B und Soul. Die zwölf Stücke auf "You And I" sind bewusst reduziert und sphärisch gehalten - in der Manier ihres Jugendidols Fatboy Slim. Der tritt auch als Gast in Erscheinung: bei einer neuen Version seines Rave-Klassikers "Praise You" von 1998.

"Ich war neun, als der Song erschienen ist", sagt Rita Ora. "Ich empfinde es als große Ehre, ihn in die heutige Zeit zu transportieren. Denn Fatboy Slim ist der Grund, warum ich elektronische Musik liebe. Er steht für zeitlose Tanzmusik. Mit ihm zu arbeiten, beschert mir viel Respekt in der Dance-Szene. Eine tolle Sache - er zählt zu meinen größten Inspirationsquellen."

"You & I": Entgegen der Popmusik der Gegenwart

Old School-Rave fürs Hier und Jetzt: Das sagt viel darüber, wie die Frau mit den albanischen Wurzeln die Musik der Gegenwart empfindet - mit Superstarproduzenten, Beats von der Stange und technischen Spielereien statt klassischem Songwriting. Eine Entwicklung, der sie sich mit ihrem dritten Album entgegenstellt - genau wie der Vereinnahmung durch die soziale Medien. Man müsse die Technik kontrollieren, meint Rita Ora, dürfe sich aber nicht von ihr kontrollieren lassen: "Es geht um Disziplin. Man muss wissen, wann man das Handy zur Seite legt. Und ich habe gelernt, nicht mehr direkt nach dem Aufstehen danach zu greifen - das sorgt für viel bessere Laune. Ich werde erst mal wach, putze mir die Zähne und schaue dann aufs Telefon."

Praktische Lebenshilfe, basierend auf Verweigerung und einem bewussten Zurück zum Normalen, Einfachen, Menschlichen. Eben Bodenständigkeit in der glamourösen Welt der Dance-Musik, in der es eigentlich nur um den schönen Schein geht. Eine Rarität, die zudem richtig gut klingt.