Neues Album der Einstürzenden Neubauten: Versöhnung mit dem Pop

Stand: 06.04.2024 06:00 Uhr

"Rampen" nennt die Band Einstürzende Neubauten seit 1980 ihre Live-Improvisationen, aus welchen sie neue Ideen generiert. Aus den Rampen ihrer letzten Tour entstand das neue Doppelalbum "Rampen (APM: Alien Pop Music)".

von Anja Caspary

Nach über 40 Jahren hat Einstürzende-Neubauten-Sänger Blixa Bargeld zwar schon an die 1.000 Songs geschrieben, aber noch lange nicht alles gesagt. Die neuen Lieder beweisen, dass die Einstürzenden Neubauten noch immer relevant sind - und ihr Sänger noch Ideen und den Schalk im Nacken hat. Mal macht er uns auf dem neuen Doppelalbum den verhuschten Berliner, mal fühlt er sich wie ein berühmter Schweizer Reformpädagoge und Philanthrop.

Überraschung: Einstürzende Neubauten machen jetzt Pop

Blixa Bargeld plötzlich ein Menschenfreund? Offenbar ja! Noch nie klang er so zart und liebenswürdig wie auf "Rampen". Verschwunden ist der Schreier, der Gehörgewohnheiten einreißen und mit den Neubauten Anti-Pop machen wollte. Jetzt fast nur Balladen - allesamt mindestens so schön wie "Stella Maris" aus den 1990er-Jahren.

Blixa dehnt seine Stimme poetisch um die assoziativ gereihten Worte. Hier haben wir es mit verklausulierter hoher Dichtkunst zu tun, in der man tröstende Botschaften entdecken kann, wenn man will. Überraschung: Blixa Bargeld ist ein Pop-Liedermacher geworden!

Ruhiger und harmonischer Sound

"Trilobiten" ist ein lupenreines Liebeslied, auf dem sich die Band - allen voran N. U. Unruh und Alex Hacke - vornehm zurückhält. Die Industrial-Beats haben nicht mehr einen solchen Stellenwert wie früher. Eher summt die Band gemeinsam wie tibetanische Mönche ein meditatives Om.

"Das Album heißt 'Rampen (APM: Alien Pop Music)' und ist ein Doppelalbum. Ich hoffe, es heißt eines Tages nur noch 'The Yellow Album', weil es einfach nur gelb ist", sagt Blixa Bargeld über den Titel und das Cover des neuen Albums, das vielleicht mal so bekannt wird wie das weiße Album der Beatles, und das es sogar in gelbem Vinyl gibt - gelb wie die Sonne, die ihre wohlige Wärme im neuen Sound der Neubauten verbreitet.

In den 44 Jahren ihres Bestehens hat sich die Berliner Band von Weltruhm immer weiterentwickelt. Abnutzungserscheinungen sind keine zu hören. Ihr neues ist ihr harmonischstes Album geworden: kein Anti mehr. Sie haben sich mit dem Pop versöhnt.

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