"Every Loser": Iggy Pop lässt mächtig Dampf ab
Iggy Pop, der Altmeister des Punk, legt mit seinem neuen Album "Every Loser" ein bemerkenswertes Spätwerk vor. Der Sound ist hart aber herzlich, die Botschaft: eine bitterböse Abrechnung mit dem Zeitgeist.
In den vergangenen Jahren hat Iggy Pop vieles ausprobiert, was man gemeinhin nicht mit ihm assoziiert: Rollen in Horrorkomödien wie "The Dead Don't Die", Chansons, Jazz, Klassik. Doch nach vier Jahren des Austobens wird der Altmeister rückfällig: Auf "Every Loser" besinnt er sich auf das, was er am besten kann: laut, rau, ruppig.
Guns N´Roses und Red Hot Chili Peppers wirkten am Album mit
Ein Sound in der Manier seiner ersten Band, den Stooges, mit der er in den späten 60ern den Punkrock erfand. Aufgenommen mit Mitgliedern von Guns N´Roses und den Red Hot Chili Peppers ist "Every Loser" ein echter Adrenalinschub. Gespickt mit Texten, in denen Pop mächtig Dampf ablässt. "Ich habe viel Spaß im Leben. Nur: Das will ja keiner hören - mich eingeschlossen", sagt Iggy. "Ich singe lieber über Dinge, die mein Blut in Wallung bringen." Was Iggy Pop auf Touren bringt: der Kampf gegen das Establishment, der negative Zeitgeist, jugendlicher Drogenmissbrauch und Internet-Trolle. Der ganz normale Wahnsinn.
Wahlheimat Miami: Verrückt genug für Iggy Pop
Zum Glück gibt es Miami, seine Wahlheimat. Ein charmanter Moloch aus Moskitos, Mördern und Möchtegernen, in dem sich James Newell Osterberg alias Iggy Pop so wohlfühlt wie an keinem anderen Ort der Welt. "Hier gastiert der Dalai Lama in derselben Arena wie Aerosmith - und am Tag danach findet eine Benefizveranstaltung für die nächste Intifada statt", sagt er lachend. "Das ist Miami - und seine Definition von Spaß: ein bisschen Porno, ein paar Nacktbars und ein bisschen S&M. Die Stadt ist verrückt - aber ich fühle ich mich hier wohl, weil mich die Leute in Ruhe lassen."
Iggy Pop: "Ich verwandle mich langsam in ein Reptil"
Dass er Probleme mit der modernen Welt hat, daraus macht Iggy Pop keinen Hehl. Was ihn besonders frustriert: Er wettert schon seit Mitte der 60er Jahre gegen Gesellschaft und Politik. Doch verändert, geschweige denn verbessert, habe sich wenig. Das macht ihn zum wütenden alten Mann - und vielleicht gerade deshalb zu einem überzeugenden Künstler. Einer, der auf "Every Loser" nichts als die Wahrheit sagt - und kein bisschen altersmilde klingt. "Ich verwandle mich langsam in ein Reptil: Ich öffne meinen Mund und wenn du den Fuß reinhältst, schnappe ich zu", sagt Iggy Pop. "Außerdem lasse ich raus, was mir durch den Kopf geht. Das sorgt tatsächlich dafür, dass sich die Leute Gedanken machen."
Every Loser
- Label:
- Warner
- Veröffentlichungsdatum:
- 6. Januar 2022