Bekennendes Nordlicht von der Insel Föhr: NORMA & Band
NORMA singt in ihrer Muttersprache Friesisch, auf Platt- und Hochdeutsch. Das macht sie im englischdominierten Pop-Geschäft zu einer exotischen Erscheinung. Aber die Künstlerin von der Insel Föhr fühlt sich damit wohl, erzählt sie uns im Interview.
Geboren wurde sie auf der Insel Föhr. Dort wuchs Norma Schulz auf, bis sie mit 17 Jahren in die Musikmetropole Hamburg zog. Ihrer nordfriesischen Heimat ist die junge Singer- Songwriterin bis heute treu geblieben und zwar nicht nur bei den Themen ihrer selbstkomponierten Songs. NORMA singt in ihrer Muttersprache Friesisch, auf Platt- und Hochdeutsch. Das macht sie im englischdominierten Pop-Geschäft zu einer eher exotischen Erscheinung. Aber wer NORMA persönlich erlebt, kann sich ihrer Natürlichkeit und ihrem entwaffnenden Charme kaum entziehen. Ihre Musik klingt modern und frisch, ihre persönlichen Texte handeln von ihrem eigenen Leben und sind gleichzeitig eine unaufdringliche Liebeserklärung an Norddeutschland.
Norma, du kommst von der schönen Nordseeinsel Föhr. Friesisch ist deine Muttersprache, wann hast du das erste Mal auf Friesisch gesungen?
Norma Schulz: Das war zur Schulzeit, da war ich ungefähr zwölf oder 13 Jahre alt. Das waren Lieder für meine Familie, die ich geschrieben habe. Das war gar nicht geplant damit auf die Bühne zu gehen, ich habe das für mich gemacht. Irgendwann hat sich das angeboten. Ich brauchte mehr Lieder in meinem Programm und dann habe ich meine friesischen Lieder mit eingebaut und es fühlte sich sehr gut an, mit denen aufzutreten.
Über Dich liest man manchmal, dass deine Stücke Mutmach-Lieder sind. Ich weiß, dass du das ganz nett findest. Ist das so?
Schulz: Ich habe das mal gelesen, ich glaube, beim NDR. Da habe ich mich auf jeden Fall gefreut. Etwas Positives auf der Bühne oder in den Liedern auszustrahlen, mag ich selber sehr gerne bei Konzerten.
Du hast mit 17 Jahren deine Heimatinsel Föhr verlassen und bist nach Hamburg gezogen. Was war der Impuls? Hattest du Lust auf die Großstadt? Wolltest du weg von der Insel? Sind deine Eltern umgezogen?
Schulz: Ich hatte Lust auf die Großstadt und vor allen Dingen hatte ich Lust, Musik zu machen. Auf Föhr habe ich sehr früh in Bands gespielt, und das Publikum und die Clubs, in denen man spielen kann, sind begrenzt. Ich wollte etwas Neues. Eine gute Freundin von mir ist nach Hamburg gezogen, sie hatte ihr Abitur in der Tasche und ich noch nicht ganz, aber ich dachte, ich komme einfach mit und probiere es einfach.
Du hast dich für norddeutsche Regionalsprachen entschieden statt Englisch, was die meisten Singer-Songwriter bevorzugen. Das ist ein gewisses Risiko. Deine Zielgruppe ist damit automatisch kleiner. Bist du dieses Risiko gerne eingegangen oder haderst du manchmal mit der Entscheidung?
Schulz: Die Frage ist, was wäre die Alternative? Auf Englisch zu singen, das bin ich einfach nicht. Sich zu verstellen, würde wahrscheinlich gar nicht zum Erfolg führen. Von daher versuche ich, das zu machen, was mir liegt und was ich gerne mache. Ich glaube, so lange man selber Spaß daran hat, was man tut, kann einem nicht viel passieren. Wir sind viel unterwegs, darum bin ich ganz zufrieden.
Mit diesem Begriff Heimat tun sich manche Menschen schwer. Du tust dich damit überhaupt nicht schwer. Hast du schon mit Vorurteilen zu kämpfen gehabt, eben weil du über deine Insel schreibst?
Schulz: Natürlich sind solche Begriffe wie Heimat, Tradition oder auch Familie geprägt. Aber ich möchte mir die auch nicht wegnehmen lassen. Ich glaube, man kann das trotzdem für sich nehmen und offen sein. Eine gute Beziehung zur Heimat zu haben, ist erst mal nichts Schlimmes. Trotzdem ist es gut, offen zu denken und andere willkommen zu heißen, das gehört für mich dazu.
Friesisch ist nicht gleich Friesisch. Auf den Inseln wird durchaus anders gesprochen als auf dem Festland. Es gibt ganz viele verschiedene Dialekte und teilweise ziemlich starke Abweichungen. Deine Muttersprache ist das Föhr-Friesisch. Wie geht es dir denn mit dem Verständnis der anderen friesischen Dialekte?
Schulz: Es gibt das Insel-Friesisch und das Festland-Friesisch hier in Deutschland. Die Inseln verstehen sich untereinander sehr gut. Ob ich jetzt mit jemandem von Sylt oder Amrum spreche, ist egal, da sind nur einige kleine Wörter anders. Wenn ich auf das Festland fahre, da müssen die Menschen für mich ein bisschen langsamer reden, damit ich alles gut verstehe. Und das Friesisch auf Helgoland ist auch sehr schwer zu verstehen. Dann gibt es noch das Westfriesische in den Niederlanden und da verstehe ich nichts mehr.
Hast du denn das Gefühl, dass du eine Botschafterin dieser Regionalsprachen bist?
Schulz: Das will ich jetzt nicht von mir behaupten, aber das habe ich auch schon mal gelesen: Botschafterin vom Plattdeutschen oder Friesischen. Das freut mich sehr. Solange ich irgendwie etwas beitragen kann, dass die Dialekte und Sprachen weiterhin erhalten bleiben, freue ich mich. Wenn ich andere dazu anregen kann, vielleicht mal was zu schreiben, egal ob musikalisch oder in der Literatur, würde ich das schön finden. Manchmal braucht man nur einen Impuls. Ich hatte damals als Kind niemanden als Vorbild, der das gemacht hat. Da hatte ich immer nur dieses Englische im Kopf. Ich glaube, man braucht Vorbilder, um auf die Idee zu kommen.
Das Gespräch führte Claus Röck.