Begegnung an der Nordsee: Die Sängerin Stella Sommer
Sie ist die derzeit vielleicht gefragteste Singer-Songwriterin der deutschen Indie-Szene: Stella Sommer. Mit ihrer Band "Die Heiterkeit" feiert sie große Erfolge - eine Begegnung in ihrer alten Heimat.
In Nordfriesland begann ihre Liebe zur Musik. Ihre Lieder kraken aus dem Traum in die sogenannte "Wirklichkeit": locken und trösten.
I went for a walk just to stay same.
I kept walking till the morning came.
And how do you look for sites that you can't see?
Liedtext: "A Single Thunder in November"
"Man kann sich auch wahnsinnig schön beim Songwriting reinsteigern", erzählt Stella Sommer. "Ich kenne nichts, wo man so manisch werden kann, wie wenn man dabei ist, einen guten Song zu schreiben, denkt 'Es ist einfach das Größte, was ich je geschrieben habe' - und so komplett durchdreht." Selbst, wenn es einem am nächsten Tag nicht mehr so gut erscheine, schränkt sie ein. "Aber zumindest hat man die Begeisterung an dem Tag gefunden."
Existenzielles mit hintergründigem Humor
Als Lied-Schreiberin verhandelt sie Existenzielles mit hintergründigem Humor. "Ein Liebhaber allein ist noch kein Anfang", singt sie. Und damit ist alles gesagt, was gesagt werden kann: über die Unmöglichkeit der Liebe. "Für mich ist der Song eigentlich die kleinstmögliche Einheit, auf die man etwas runterbrechen kann, wenn man es schreibt", erklärt Sommer. "Also zum Beispiel bei 'In My Darkness' wäre der Song eigentlich schon der Titel und bei 'Silence Wore a Silver Coat' wäre es die erste Strophe."
Stella Sommer ist in St. Peter Ording aufgewachsen. Schon als Kind ist sie fasziniert von der Musik der 60er-Jahre, nimmt erste Songs auf Kassette auf. Bob Dylan ist die Erweckung: seine Verbindung von Dringlichkeit und Witz.
Heiterkeit, selbst in Phase der Trauer
2010 gründet sie ihre Band und nennt sie "Die Heiterkeit". Einiges singt Sommer mit fröhlicher Arroganz und lässigem Weltschmerz. "Selbst ein einer Phase der Trauer muss man sagen: ein kleines bisschen Heiterkeit muss schon drinstecken, ansonsten hält man es ja gar nicht aus. Wir haben die Band ja nicht 'Die Freude' genannt. Das wäre zu euphorisch gewesen."
Für den nächstbesten Dandy
muss man das wohl machen.
Und den nächstbesten Dandy
wirst du dich in die Arme werfen.
Liedtext: "Für den nächstbesten Dandy"
Sie schreibt mit ruhigem Puls über Aufregendes - mit Lakonie und Präzision. Ende mit Dandy! Als Solistin textet sie auf Englisch. Über Isolation und Leere. "In meiner Einsamkeit", singt sie, "gibt es eine Zahnbürste für dich."
Irgendwas mit Zauber drin
Vor Plattenaufnahmen zieht sie sich wochenlang mit Büchern und Gedichten zurück. "Diese Gedichte, die ich gelesen habe, das waren schon teilweise Märchen in Gedichtform." Eventuell komme es daher, dass ihre Lieder manchmal wie Märchen klingen, sagt die Sängerin. "Ich erzähle auch lieber Märchen als Geschichten aus dem Supermarkt. Irgendwas, wo ein bisschen Zauber drin ist."
In Stimme und Haltung erinnert sie an Marlene Dietrich oder Nico. Den Vergleich hört sie nicht so gern, aber das Echo ist da. Souveränität durch Unterspielung.