Achim Reichel auf Abschiedstour: Vom Star-Club in die Elbphilharmonie
Die Hamburger Musiklegende Achim Reichel ist dieses Jahr 80 geworden - wovon man beim umjubelten Hamburg-Konzert in der Elbphilharmonie nicht viel gemerkt hat. Er präsentierte seine musikalische Wundertüte.
Was ist dieser 80-Jährige für ein lässiger Typ. In einem langen, grauen, indisch anmutenden Oberteil steht er, die Gitarre umgehängt, auf der Bühne, groovt mal nach links, mal nach rechts, und ist dabei ganz locker in den Knien. Kein Wunder, Reichel macht jeden Tag Yoga und gönnt sich vor jedem Auftritt eine lange Massage. Und dann dieses spitzbübische, jungenhafte Lachen, mit dem er Fans und seine famose Band bedenkt. Er wirkt, jedenfalls vom Weiten, kaum einen Tag älter als damals im Star-Club, wo für ihn als junger Mann alles losging.
"Aloha Heja He": Viraler Hit in China
"Vom Star-Club in die Elbphilharmonie, das ist schon 'ne Kurve", erzählt Reichel lachend vor dem Konzert am Donnerstag. Den Unterschied zu einem Clubkonzert meint ein Fan später allerdings so ausgemacht zu haben: "Die Stimmung kommt in der Elphi einfach bei der Musik nicht so rüber, es sei denn, es gibt ein bisschen Aloha." Klar gab es Stimmung und Mitsingen bei "Aloha Heja He", dem Hit, der nicht nur in Deutschland jede Party bereichert, sondern jüngst auch in China virale Erfolge feierte. Es ist eine der Geschichten, die Reichel zwischen den Songs erzählt.
"Er ist einfach zeitlos"
"Über zwei Stunden da stehen, singen, spielen, die Leute unterhalten, mit dem Publikum reden - und das in einer Haltung, von der sich andere was abschneiden könnten. Das ist wirklich schön!", freut sich eine Zuschauerin. Dabei darf man nicht vergessen: Achim Reichel ist 80. "Er war unheimlich gut drauf, hat toll gespielt und toll gesungen - das beste Konzert seit Langem", findet ein Mann aus dem Publikum. Ein anderer Zuschauer sagt: "Er ist einfach zeitlos, hat so viele Genres drauf. Und das sind ja wirklich auch noch Leute, die Musik machen können. Das waren ganz tolle Songs, sehr emotional - und die Elphi hat heute gebebt."
Deutsche Dichter, Shanties und Radiohits
Dabei ging es etwas verhaltener los: Die Stimme noch nicht ganz da, die Stimmung auch noch nicht. Doch nur zu musizieren, um zu gefallen, war noch nie Achim Reichels Ding. Er huldigt lange vor den großen Radiohits an diesem Abend erst einmal seinen Idolen, den deutschen Dichtern Liliencron, Morgenstern, Ringelnatz und Fontane. Es ist viel Text, den er vom Teleprompter abliest. Aber mal ganz ehrlich - hatten Sie damals im Deutschunterricht nicht auch einen Spickzettel dabei, wenn es um Balladen ging? Dann kommen Shanties - und dann DER Hit, von dem die alten Rock’n’Roll-Fans unseres ersten deutschen Beatmusikers damals in den 1960er-Jahren wahrscheinlich nicht gedacht hätten, dass sie ihn einmal so feiern würden: "Steaks und Bier und Zigaretten".
Achim Reichel: "Das ist der Abschied von den Tourneen"
Aber ist dies wirklich die Abschiedstour, die letzte Möglichkeit, diese junggebliebene, musikalische Wundertüte Achim Reichel live zu sehen? "Das ist der Abschied von den Tourneen", so Reichel. "Denn Tourneen werden so nach drei, vier, fünf Konzerten eben doch anstrengend." Davon hat man am Donnerstagabend jedenfalls nichts gemerkt.
Auf seiner Abschiedstour kommt Achim Reichel im Norden noch nach Braunschweig (17. März), Göttingen (21. März), Lübeck (25. März), Osnabrück (26. März) und Hannover (30. März)