Festspiele MV: Gründungsintendant Matthias von Hülsen wird 80
Der Gründungsintendant der Festspiele Mecklenburg Vorpommern Matthias von Hülsen kam vor genau 50 Jahren erstmals nach Schwerin. Heute feiert der gebürtige Berliner 80. Geburtstag und spricht über besondere Momente.
Ein richtiges Jubiläum feiern die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern in diesem Jahr nicht, aber 33 Jahre seit Bestehen des Musikfestival stehen für eine Schnapszahl. Gut die Hälfte dieser Zeit lag die Verantwortung für die Festspiele in den Händen von Matthias von Hülsen, zunächst als Gründungsintendant bis 2002 und dann noch einmal zwischen 2009 und 2014.
Erste Reise nach Schwerin vor genau 50 Jahren
Matthias von Hülsen ist Mecklenburg und Vorpommern deutlich länger verbunden, als viele glauben. Bereits 1973, also vor 50 Jahren, entschloss er sich, von der Bundesrepublik aus zu einem Ärztekongress in die DDR zu fahren: "So kam ich 1973 nach Schwerin zu diesem Kongress, der fand im Schloss statt - im Thronsaal und in diesem Festsaal. Ich konnte anlässlich dieses Kongresses eine kleine Tour durch Mecklenburg und durch Vorpommern machen, war auf Rügen und ganz vielen Orten, weil ich mit dem Auto einreisen durfte. Ich habe sehr viele Leute erstmals getroffen, die mir in einem späteren Leben wieder begegnet sind."
Dass Matthias von Hülsen dann 17 Jahre später - noch in der DDR und vor der Bildung des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern - ein Musikfestival gründen sollte, war da natürlich noch nicht abzusehen: "1990, im ersten Jahr, hatten wir im Wiedevereinigungsrausch einen wunderbaren Sponsorenetat von drei Millionen Mark. Im zweiten Jahr waren davon noch 200.000 Mark über geblieben." Es habe eine Herausforderung bedeutet "dann ein so riesiges Land in dieser speziellen Situation so zu bespielen, dass es bemerkt wird."
Unterstützung von Yehudi Menuhin und Swjatoslaw Richter
Nun kam es darauf an, zu überlegen, wie ein Festival entstehen kann - ohne viel Geld und ohne die großen Namen. Unter denen, die dem Festival "Starthilfe" gaben, waren große Namen wie Yehudi Menuhin oder Swjatoslaw Richter. "Ansonsten haben wir auf den internationalen Spitzennachwuchs zurückgegriffen und ihn eingeladen. Daraus wurde ein eigenes Prinzip, wir haben eine Basis von Konzerten in der jungen Elite, daraus hat sich ein Preisträgersystem entwickelt", erinnert sich Von Hülsen.
Zu diesen Preisträgern gehören inzwischen Julia Fischer, Daniel Müller-Schott, Harriet Krigh, Igor Levit und viele andere. Aus dieser Preisträgerfamilie wird seit 2006 jährlich eine Solistin, ein Solist oder ein Ensemble ausgewählt und diese oder dieser Künstler prägt dann den ganzen Festspielsommer.
Der erste in dieser Reihe war Daniel Hope. "Es gibt bei diesen Festspielen eine unglaubliche Atmosphäre, die man erlebt. Erstens kommt man zurück zu einer Art Familie, das ist eine Festspielfamilie, weil viele von diesen Künstlern seit so vielen Jahren dort spielen", sagt der 50-jährige Musiker. "So geht es mir. Das heißt, man freut sich auf ein tolles Festival, auf tolle Landschaften. Aber man geht auch zurück, wo etwas begonnen hat."
Daniel Hope leitete zwischen 2009 und 2014 Festspiele MV
Der Geiger leitete zwischen 2009 und 2014 als künstlerischer Direktor die Festspiele gemeinsam mit Matthias von Hülsen. Für von Hülsen gab es in den 17 Jahren seiner Intendanz 2013 einen besonderen Höhepunkt: "Als die Wiener Philharmoniker in Redefin auf der Bühne standen, habe ich mich doch ein bisschen gefühlt wie Fliegen. Ich glaube, die letzten fünf Jahre hier waren die schönsten meines Lebens", sagte Matthias von Hülsen zum Abschluss seiner Intendanz 2014.
Matthias von Hülsen: "'Yesterday' der Beatles hat die Qualität von Vivaldi"
Für den rastlosen Musikfreund, von Beruf eigentlich Kinderarzt, war nach dem Festival vor dem Festival, denn seit 2015 leitet er gemeinsam mit der Geigerin Viviane Hagner das internationale Musik-Workshop-Festival Krzyżowa-Music im Polnischen Niederschlesien.
Der nun 80-Jährige kennt sich zwar bestens aus mit klassischer Musik, das heißt allerdings nicht, dass er Pop und Rock nicht mag: "'Yesterday' ist ein Stück, das hat die Qualität von mindestens Vivaldi. Das ist ein Lied, das ist so stark wie die schönsten Stellen aus den vier Jahreszeiten." Vivaldi sei der ganz große Unterhaltungsmusiker des Barocks. "Die Beatles sind die ganz großen Unterhaltungsmusiker des 20. Jahrhunderts."
Geboren in Berlin, hat Matthias von Hülsen Spuren bei den großen Musikfestivals in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern und nun in Polen hinterlassen - ein Mann, der in seinen langen Leben viele Grenzen überwand und mit Musik Brücken gebaut hat.
Einer der ihn seit sehr vielen Jahre kennt, ist der Kaufmännische Geschäftsführer der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, Toni Berndt. Er sagt über Matthias von Hülsen: "Sein Team ist ihm wahnsinnig wichtig. Er kennt jeden Mitarbeiter, egal, wie kurz oder lang er dabei ist." Es mache das Besondere beim Festival aus und bei der Atmosphäre der Konzerte, dass von Hülsen sich wirklich kümmere. "Es ist eine Herzensangelegenheit. Er hat einen unglaublichen Draht zu den Leuten und kann eine Atmosphäre aufbauen, so dass man sich wie in einer Familie fühlt. Es hört sich immer so plakativ an, aber es ist tatsächlich so."