Von Klassik bis Jazz: Der Trompeter Simon Höfele
Als Preisträger des Opus Klassik 2020 ist er so richtig durchgestartet: Simon Höfele spielt inzwischen als Solist mit renommierten Orchestern in aller Welt und gilt als einer der wichtigsten Trompeter der jüngeren Generation.
Mit 12 Jahren wurde Simon Höfele Schüler von Reinhold Friedrich, bei dem er kurze Zeit später sein Trompetenstudium begann. Mittlerweile hat Höfele einige der berühmtesten Solowerke für sein Instrument eingespielt. Darüber hinaus liebäugelt er mit Jazz und tritt auch in kleineren Besetzungen auf. Die Pianistin Elisabeth Brauß gehört zu seinen regelmäßigen Duopartnern. Mit ihr ist er zu Gast bei NDR Kultur EXTRA. Auf dem Programm steht unter anderem Gershwins "Rhapsody in Blue".
Simon, an deinem Pult hängen drei Dämpfer und der mittlere sieht ein bisschen aus wie ein Klopümpel.
Simon Höfele: Das ist auch einer. Dieser Klopümpel ist tatsächlich dafür da, einen Wah Wah-Effekt zu erzeugen. Das ist der beste Dämpfer aus dem Baumarkt. Ich kann ihn nur empfehlen.
Ist es die Virtuosität, die dich an der Trompete besonders fasziniert hat? Oder was hat dich angezogen, als du begonnen hast?
Höfele: Es war gar nicht die Virtuosität. Man kann schnell und hoch auf der Trompete spielen, trotzdem reizt mich eher das andere Spektrum, also das leise Spielen, das Innige, das, was man der Trompete vielleicht gar nicht richtig zutrauen möchte.
Elisabeth, was ist für dich am Klavier zusammen mit der Trompete als Soloinstrument die besondere Herausforderung? Das ist schon was anderes, als mit einer Geige oder auch mit Gesang. Die Trompete ist vom Klang her ein relativ direktes Instrument.
Elisabeth Brauß: Ja, das stimmt. Wobei besonders Simon unvergleichlich indirekt und wunderbar zart spielen kann. Das ist tatsächlich interessant, dass ich, bevor ich mit Simon angefangen habe zu spielen, niemals zuvor mit einer Trompete zusammengespielt habe. Ich habe mir viel mehr Gedanken gemacht, was jetzt wohl alles auf mich zukommt, ob ich vielleicht noch einmal trainieren gehen muss und richtig Muskeln aufbaue, damit ich gegen so einen Trompeter ankomme. Es stellte sich heraus, dass das alles überhaupt nicht so war, wie ich mir das vorher gedacht habe. Mit Simon geht es einfach wirklich ums Musikmachen und sonst um nichts. Das ist tatsächlich gar nicht so anders, als mit einer Geige oder mit Gesang. Das Einzige, was sich ein bisschen unterscheidet, sind die Anfänge und die Endungen von Tönen. Das ist natürlich mit der Trompete ganz anders, als wenn jemand mit dem Bogen auf einer Saite streicht oder singt. Unterm Strich ist es alles einfach nur Musik.
Simon, machst du auf der Trompete auch viel in Richtung Jazz-Musik?
Höfele: Ich glaube, ich bin jetzt niemand, der das ins absolute Extrem übertreibt. Ich bin kein Jazzmusiker. Ich wäre es gerne, das kann ich aber leider nicht. Ich tue manchmal so, als ob ich es wäre. George Gershwin swingt so einfach und man hört diesen Easy Listening- Flow, der ist unverkennbar. Das hat einen besonderen Groove. Von der damaligen Zeit bis heute hat sich der Jazz gewandelt, unter anderem durch Größen wie Dizzy Gillespie oder Louis Armstrong, die die Trompete auf ein ganz anderes Level gebracht haben. Plötzlich war der Jazz da und man hat auch im klassischen Bereich gemerkt, dass die Trompete mehr kann. Das zeitgenössische Repertoire von Bernd Alois Zimmermann, vor allem sein Trompetenkonzert, ist gespickt von Jazz. Man kann schon sagen, dass wir klassische Trompeter dem Jazz so ziemlich alles im Zeitgenössischen zu verdanken haben.
Das Gespräch führte Friederike Westerhaus.