"Slow Burn"-Komponist Akinmusire: Wandler zwischen den Welten
Jazz, Klassik, Hip-Hop, und jetzt auch Ballett - Ambrose Akinmusire kann einfach alles. Der amerikanische Trompeter und Komponist ignoriert konsequent musikalische Schubladen. Mit NDR Kultur hat der 42-Jährige über "Slow Burn" an der Hamburger Staatsoper gesprochen.
Ambrose Akinmusire kennt keine Grenzen: Sein Album "Origami Harvest" bringt Jazz mit Hip-Hop-Beats und Streichquartett zusammen. Mal klingt er fast klassisch, wie in "The Beauty of Dissolving Portraits". Und dann gibt es diese Momente, in denen seine Trompete schier explodiert.
Seine Musik ist vieles: lyrisch, experimentell, manchmal fordernd - aber immer einzigartig. Akinmusire gilt als einer der innovativsten Jazzmusiker seiner Generation. Er ist Trompeter und Komponist und seine Werke sprengen Genregrenzen. Denn - von musikalischen Kategorien hält er eh nichts. Es kommt ihm einzig und allein auf die Musik, auf den Sound an: So war es für ihn recht naheliegend, nun zum ersten Mal auch Musik für ein Ballett zu schreiben.
"Slow Burn" feierte vergangenen Sonntag an der Hamburger Staatsoper Premiere. "Für mich spielt das Format eigentlich keine Rolle. Ich sehe es als eine Zusammenarbeit zwischen der Choreografin Aszure Barton und mir", sagt Akinmusire. Das Format und die Instrumentierung sind ihm dabei eigentlich egal. "Wenn es für ein einzelnes Instrument wäre, wäre ich damit einverstanden. Wenn es für ein ganzes Orchester wäre, wäre ich damit einverstanden. Wenn es ein Hip-Hop-Stück, ein Chor oder ein elektronisches Stück wäre, wäre ich auch dafür."
Ballettmusik als orchestraler Score
Für Bartons Ballett "Slow Burn" hat er einen orchestralen, sich langsam aufbauenden Score geschrieben. Wenn man denn die von ihm stets ignorierten Genres bemühen will - irgendwo zwischen Filmmusik, Klassik und Jazz. Die größte Herausforderung - egal bei welchem Projekt - sei es für ihn immer, sein eigenes Ego zu besiegen, die kritische Seite in ihm zu besänftigen, erzählt Akinmusire: In diesem Fall hat Akinmusire den inneren Kampf mit seinen Selbstzweifeln gewonnen und mit seiner Ballettmusik zu "Slow Burn" einen neuen, aber für ihn auch logischen Schritt unternommen. Eine musikalische Weiterentwicklung, ein Brückenschlag zwischen Sound und Tanz.
Entscheidend war für ihn dabei der enge Austausch mit Barton. Die beiden arbeiteten nicht nur zusammen, sie seien auch befreundet, tickten ganz ähnlich und beschäftigten sich mit denselben Dingen, wie zum Beispiel der Rolle der Frauen in unserer heutigen Gesellschaft, erzählt Asinmusire. Und das ist auch das Thema dieses Ballettabends. Denn "Slow Burn" setzt zwei Frauen ins Zentrum, thematisiert die oft übersehene Stärke und Weisheit gerade älterer Frauen und die Dualität von Freude und Schmerz - inspiriert von einem Zitat Rainer Maria Rilkes: "Lass dir alles geschehen: Schönheit und Schrecken."
Klangwelt, die Emotionen in Bewegung bringt
Und diese Gedanken darüber, was Empathie und Mitgefühl mit Liebe zu tun haben, sind in Akinmusires Kompositionen eingegangen. Er hat für "Slow Burn" eine Klangwelt kreiert, die sich wie eine Geschichte entfaltet - ein langsames Brennen, das verschiedene Emotionen in Bewegung bringt.
"Slow Burn" ist ein zweiteiliger Ballettabend, an dem außerdem noch das Stück "Blake Works V (The Barre Project)" von William Forsythe gezeigt wird. Auch dieser Teil dürfte nicht nur tänzerisch, sondern auch musikalisch interessant werden, denn dafür hat der britische Musiker und Dubstep-Produzent James Blake die Musik geschrieben.
Im Dezember und Januar ist "Slow Burn" jeweils an drei Abenden zu sehen: Am 13., 18. und 19. Dezember sowie am 7., 10. und 11. Januar.