Der Komponist Arvo Pärt erhält "Polar Music Prize"
Im Grundschulalter bekam der Este Arvo Pärt Klavierunterricht und absolvierte später eine Ausbildung am Konservatorium in Tallinn. In den 60er-Jahren veröffentlichte er erste Werke. Dann wurde es still um den jungen Komponisten. Er nahm sich viel Zeit zur Reflexion, zum Selbststudium und entwickelte den Tintinnabuli Stil, eine extreme Reduzierung der kompositorischen Mittel.
Verkannte Bedeutung von Arvo Pärt
Nicht alle erkannten das Talent und die Klasse. Entscheidern in der Kulturpolitik der damaligen Sowjetunion war Pärt suspekt. 2008 kehrte der Meister der Stille, wie ihn manche nennen, nach Estland zurück. Dort sind viele stolz auf den Komponisten, der als einer der wichtigsten der Gegenwart gilt. Stolz, und zwar nicht nur wegen seiner herausragenden Musik, so Toomas Hendrik Ilves, ehemaliger Präsident Estlands:
"Weil er selbst wegen seiner Kunst und seines Glaubens verfolgt wurde, hat er sich im Gegensatz zu anderen Komponisten unserer Zeit stark gemacht für die Freiheit. Eine ganze Symphonie hat er für den Putin-Kritiker Michail Chodorkowski geschrieben, als der sich in Gefangenschaft befanden."
Sein Heimatland ist Inspirationsquelle
Pärt ist politisch, widmet Kreml-kritischen Journalisten und Aktivisten Konzerte. Bis heute arbeitet er zurückgezogen in Estland weiter, gibt sehr selten Interviews. Seine Musik sei seine Sprache, so der Künstler: "Reden muss man nicht, aber lieben muss man", sagte er vor drei Jahren dem estnischen Rundfunk. "Komponieren muss man nicht. Ein Buch schreiben muss man nicht, aber lieben muss man, und so steht es auch in der Heiligen Schrift. Redet man nicht, dann ist auch das Denken und das Beten tiefer und für die Liebe bleibt mehr Raum."
Ein Ort für Arvo Pärt und seine Musik
Wer Pärt erspüren möchte, kann dies in einem ihm gewidmeten Zentrum machen. Im Wald, 35 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Tallinn, haben die Esten dem weltbekannten Komponisten bereits 2018 ein Denkmal gesetzt. Lichtdurchflutet liegen das Gebäude, ein Turm und eine Kapelle, umgeben von Kiefer. Arvo Pärt hat selbst mitgestaltet. Es ist ein Ort für alle Sinne auf der großen Bühne in Stockholm, bei der Preisverleihung am 23. Mai wird Pärt nicht dabei sein. Stattdessen nimmt einer seiner Söhne den Preis entgegen. Mit ihm zusammen dürfen sich die Sängerin Angélique Kidjo aus Benin und Chris Blackwell über den Polar Music Prize freuen. Wobei - Arvo Pärt freut sich vielleicht nur ganz im Stillen. Der Mann ist ja äußerst bescheiden und still im Auftreten.