Album der Woche: Trio Sora spielt Klaviertrios von Brahms
Nach einem gefeierten Beethoven-Debüt mit der Gesamteinspielung sämtlicher Klaviertrios widmet sich das Trio Sora jetzt dem Komponisten Johannes Brahms. Ein gelungener Ausflug in die Romantik.
Schon mit der ersten Aufnahme hatte sich das Trio Sora prominente Fans erobert: den Pianisten Andras Schiff zum Beispiel und auch das Artemis Quartett. Umso gespannter waren alle auf den zweiten Streich. Sich nach Beethoven nun Brahms zuzuwenden, das hatte neben künstlerischen auch ganz praktische Gründe, sagt die Cellistin Angele Legasa: "Brahms schreibt ausgezeichnet für mein Instrument, das Cello, besser noch als Beethoven. Am schlimmsten ist es dagegen bei Mozart! Da finde ich es ausgesprochen schwierig, als Cellistin meinen Platz zu finden, zumindest in den Trios."
Zusammen mit der Pianistin Pauline Chenais und der Geigerin Fanny Fheodoroff durchmisst Angele Legasa Brahms' gesamten Lebensweg innerhalb einer Werkgruppe.
Brahms' erstes Trio: Überirdisch!
Sein erstes Trio, das Brahms mit 20 schrieb, ist zugleich sein letztes, denn gespielt wird meist dessen späte Fassung. In seiner typisch lakonischen Art schrieb Brahms an seinen Verleger Simrock: "Wegen des verneuerten Trios muss ich noch ausdrücklich sagen, dass das alte zwar schlecht ist, ich aber nicht behaupte, das neue sei gut!"
Nicht gut, sondern überirdisch in seiner Verdichtung! Melancholie des Alters statt Sturm und Drang. Doch der erste Satz behält eine der schönsten melodischen Eingebungen des jungen Brahms, beseelt von der Begegnung mit Robert und vor allem Clara Schumann.
Trio-Arrangement von Mathieu Herzog
Erst Jahrzehnte später entstanden die beiden anderen Trios. Das zweite ist trotz der Tonart C-Dur das komplexeste. Es entspringt mehr dem Geist als dem Herzen. Große Intervalle statt langer Gesangslinien.
Das dritte und kürzeste Trio ist emotional so dicht, dass kaum Zeit zum Luftholen bleibt. Gespenstisch flackert der 2. Satz vorüber, im Andante gracioso hält sich die Pianistin Pauline Chenais an die Spielanweisung "dolce", wenn das Klavier die Streicherthemen aufnimmt. So entsteht eine Art Wiegenlied. Das berühmte Brahms'sche Wiegenlied "Guten Abend, gut' Nacht", soviel sei hier schon verraten, bildet als Zugabe den Abschluss des Doppelalbums.
Das Trio-Arrangement stammt von Mathieu Herzog. Der Dirigent (und langjährige Bratscher im Quatuor Ebène) ist für das französisch-österreichische Trio Sora ein wichtiger Mentor in Sachen Klangfarbe und Artikulation.
Trio Sora spielt frech und klangsatt
Und dann gibt es noch ein viertes Brahmstrio! Wie das? Brahms selbst hat den Solopart seines Horntrios teilweise für Cello umgearbeitet. Das Cellospiel beruht stark auf den hohen Saiten, die Geige verwendet überwiegend tiefe. Diese Registerumkehr ermöglicht die optimale Klangmischung ohne Horn.
Mit seinem mehrsprachigen Beiheft ist das Doppelalbum wie ein gebundenes Buch gestaltet. So entspricht die hochwertige Aufmachung dem Inhalt: Das Trio Sora beweist ein genaues Gespür für Proportionen, Übergänge und die Balance zwischen Streichern und Klavier. Und es hat verstanden, dass man diese herrliche Musik auch einfach mal fließen lassen muss - frech und klangsatt.
Brahms: Klaviertrios
- Genre:
- Klassik
- Zusatzinfo:
- Trio Sora
- Label:
- la dolce volta