CD Cover: "Rediscovered" Thomas de Hartmann: Violinkonzert op. 66, Cellokonzert op. 57
Joshua Bell, INSO-Lviv Symphony Orch. © Pentatone
CD Cover: "Rediscovered" Thomas de Hartmann: Violinkonzert op. 66, Cellokonzert op. 57
Joshua Bell, INSO-Lviv Symphony Orch. © Pentatone
CD Cover: "Rediscovered" Thomas de Hartmann: Violinkonzert op. 66, Cellokonzert op. 57
Joshua Bell, INSO-Lviv Symphony Orch. © Pentatone
AUDIO: Album der Woche: Thomas de Hartmann: "Rediscovered" (5 Min)

Album der Woche: Die Wiederentdeckung von Thomas de Hartmann

Stand: 10.11.2024 06:00 Uhr

Der Ukrainer Thomas de Hartmann gehört zu den wichtigen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Eine neue Aufnahme erinnert an das Schaffen von de Hartmann. Sie vereint sein Cello- und sein Violinkonzert.

von Marcus Stäbler

Zu Beginn hören wir geheimnisvolle Akkorde des Orchesters - dunkel und unheilsschwer. Und dann der Einsatz der Sologeige, wie ein instrumentaler Schmerzensschrei.

Thomas de Hartmann setzt einen Ton von Klage und Verletzlichkeit. Sein Violinkonzert aus dem Jahr 1943 betrauere die Zerstörung der Ukraine durch den Krieg, heißt es im Beihefttext. Diese Botschaft ist seit dem mörderischen russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 wieder erschreckend aktuell.

Den schmerzlichen Charakter der Musik bildet die neue Aufnahme ab. Der Geiger Joshua Bell interpretiert den Solopart mit sehnigem, manchmal leicht geräuschhaftem Klang.

Weitere Informationen
Diverse CD-Cover © NDR Online Foto: Christiane Irrgang

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Gespenstische Passagen und grelle Momente

Die Einspielung von Thomas de Hartmanns Violinkonzert ist im Januar dieses Jahres in Warschau entstanden, im Rahmen eines Benefizkonzerts für die Ukraine. Eine der wenigen Gelegenheiten für die Mitglieder des INSO-Orchesters aus Lviv, außerhalb ihres von Russland angegriffenen Heimatlandes aufzutreten.

Unter Leitung von Dalia Stasevska erkundet das Orchester das breite Ausdrucksspektrum von de Hartmanns Konzert. Es umfasst gespenstische Passagen, die verwandte Gesten im Schaffen von Schostakowitsch vorwegnehmen - es gibt aber auch grelle Momente, in denen der Lärm und die Brutalität des Krieges nachzuhallen scheinen.

Ein starkes Stück, packend und intensiv - und oft inspiriert von der Klezmer-Musik. Obwohl Thomas de Hartmann selbst kein Jude war, hat er sich der jüdischen Tradition verbunden gefühlt.

Cellokonzert mit emotionalem Höhepunkt

Als zweites Werk enthält das Album das 1935 entstandene Cellokonzert von de Hartmann, eingespielt von Matt Haimovitz und dem MDR Sinfonieorchester unter Leitung von Dennis Russel Davies. Hier treten de Hartmanns Leinwanderfahrungen stärker zu Tage. Um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, hat er über 50 Filmmusiken komponiert. Deren Ton scheint im Cellokonzert hier und da nachzuhallen.

Das ist manchmal ein bisschen kitschig, nicht immer hundertprozentig sauber gespielt, und gerade im ersten Satz auch einfach zu lang. Dafür fesselt der zweite umso mehr. Mit dem ausdrucksvollen Gesang des Solo-Cellos und einer fast wie gesummt wirkenden Orchesterbegleitung beschwört de Hartmann hier die Atmosphäre eines Gebets in der jüdischen Gemeinde. Ein emotionaler Höhepunkt des Albums mit lange vergessenen Werken von Thomas de Hartmann. Der Titel "Rediscovered", also: "Wiederentdeckt", bringt es auf den Punkt.

Thomas de Hartmann: Rediscovered

Zusatzinfo:
Joshua Bell, INSO-Lviv Symphony Orchestra, Dalia Stasevska, Matt Haimovitz, MDR-Sinfonieorchester, Dennis Russel Davies
Label:
Pentatone

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Sonntag | 10.11.2024 | 10:20 Uhr

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Klassik

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