Album der Woche: Concerti Grossi von António Pereira da Costa
Wenig ist bekannt über den portugiesischen Musiker António Pereira da Costa, der etwa um 1697 geboren wurde. Überliefert ist nur eine Sammlung von zwölf Concerti Grossi. Das Ensemble Bonne Corde hat nun sechs von ihnen eingespielt.
Die Concertino-Gruppe beginnt zunächst allein - und bekommt dann Unterstützung. Diese Wechsel zwischen kleinem Solisten-Ensemble und ganzer Besetzung sind typisch für ein Concerto Grosso, eine Form, die im Hochbarock sehr beliebt war. Besonders bei Laienmusikern kam sie damals gut an. Heute braucht man Profis wie das Ensemble Bonne Corde für eine überzeugende Interpretation. Wie bei einem anregenden Gespräch kommen hier alle zu Wort und reagieren sensibel aufeinander. Hin und wieder bilden sich auch kleinere Gruppen und reihen sich danach wieder in die große Runde ein. Diana Vinagre übernimmt den Part des Cello Concertino und die Leitung. Übergänge gelingen organisch, die Musik fließt.
Arcangelo Corelli als Vorbild
Das portugiesische Musikleben war im 18. Jahrhundert stark von italienischen Einflüssen geprägt. Sein kulturelles Zentrum lag in Lissabon. António Pereira da Costa wirkte auf Madeira - als Kapellmeister der Kathedrale von Funchal. Offensichtlich nahm er sich die Concerti Grossi des Kollegen Arcangelo Corelli zum Vorbild. Das Titelblatt seiner Sammlung entspricht in der Übersetzung fast wörtlich dem Text, den Corelli für die Sammlung seiner Concerti wählte.
Typisch für die hochbarocke Musik ist der tänzerische Charakter vieler Sätze - in manchen wird der Ursprung noch an der Satzbezeichnung deutlich: Allemande, Gavotte, Courante, Menuett.
Überzeugende Interpretation
Die Mitglieder vom Ensemble Bonne Corde setzen deutliche Akzente auf den Taktschwerpunkten und entlasten die unbetonten Zählzeiten - die Musik schwingt und das überträgt sich beim Hören auf den Körper.
Die Interpretation der sechs Concerti Grossi überzeugt - und auch die Auswahl dieser besonderen Werke. Vieles erinnert an Corelli - manches aber so gar nicht.
Es gab zur Zeit der Entstehung dieser Werke schon Harmonie- und Modulationsverfahren, um zum Beispiel den Wechsel von Tonarten geschmeidiger wirken zu lassen. António Pereira da Costa verwendete sie nicht. Auch die Stimmführung ist zum Teil überraschend. Genau das macht aber den Reiz dieser Concerti Grossi aus.
Concerti Grossi von António Pereira da Costa: Eine klare Empfehlung
Die zwölf Concerti Grossi sind die einzigen erhaltenen Werke von António Pereira da Costa - und die sind nicht mal vollständig. Die Stimme des Concertino-Cellos fehlt. Sie wurde für die Aufnahme rekonstruiert - ein lohnender Aufwand.
Die neue CD des Ensembles Bonne Corde unter der Leitung von Diana Viagre ist eine klare Empfehlung für Fans von barocker Instrumentalmusik.
Concerti Grossi
- Genre:
- Klassik
- Zusatzinfo:
- Musik von António Pereira Da Costa Ensemble Bonne Corde / Diana Viagre, Leitung
- Label:
- Sony Classical