Album der Woche: Cellokonzerte von C.P.E. Bach und Antonín Kraft
Spielfreude, eine kluge Dramaturgie und eine klare Tongebung des Cellisten Jean-Guihen Queyras paaren sich mit dem agilen, mutig aufspielenden Ensemble Resonanz unter Riccardo Minasi.
Kein langes Federlesen: Mit den ersten Akkorden bereits zeigt das Ensemble Resonanz, dass es hellwach und zum Risiko bereit ist. Dann folgt ein schroffer Kontrast, hinein in die leisen, lyrischeren Regionen.
Eine Symbiose, der man gebannt zuhört
Antonín Kraft stammte aus dem westlichen Böhmen, studierte in Prag und spielte später in der Hofkapelle auf Schloss Esterházy unter seinem Kompositionslehrer Joseph Haydn. Obwohl zu Lebzeiten ein gefeierter Cello-Virtuose, laufen die Werke Krafts im heutigen Konzertalltag unter dem Radar. Gut, dass Jean-Guihen Queyras jetzt das Cellokonzert op. 4 für sich entdeckt hat.
Spielfreude, eine kluge Dramaturgie und eine klare Tongebung des Solisten paaren sich mit dem agilen, mutig aufspielenden Ensemble Resonanz unter Riccardo Minasi. So entsteht eine Symbiose, der man gern, stellenweise gebannt zuhört. Die Romanze im zweiten Satz etwa gerät nicht zum süßlichen Ständchen, sondern birgt einige humorvolle Passagen. Wenn da nicht mal Lehrer Haydn Pate gestanden hat.
Technisch anspruchsvoll ist vor allem das abschließende Rondo alla Cosacca. Queyras trumpft nicht mit vordergründigen Effekten auf, sondern konzentriert sich auf die jeweiligen Verläufe, denen er mit einer ausgefeilten Dynamik lebhafte Konturen verleiht.
Mit Leichtigkeit und Mut
Das zweite Werk dieses Albums ist rund ein halbes Jahrhundert früher entstanden: Das B-Dur-Konzert von Carl Philipp Emanuel Bach stammt von 1751.
Kleinere Besetzung, aber deshalb keine geringere Aufmerksamkeit für die Details - so lösen das Ensemble Resonanz und Jean-Guihen Queyras auch diese Aufgabe souverän. Immer wieder treten kleine akustische Fußnoten hervor, dazu überraschende Akzente und Rückungen.
Nach einem gesanglichen langsamen Satz folgt das Finale: Spielfreude und einige geschickte Bremsmanöver gehen Hand in Hand.
Eine rührselige Gediegenheit, die man bei Carl Philipp Emanuel Bachs Musik irrtümlich vermuten könnte, steht bei diesem Album nicht zur Debatte. Jean-Guihen Queyras und das Ensemble Resonanz zeigen, dass diese Musik nach einem Höchstmaß an gestalterischen Finessen verlangt, an Vorwitzigkeit, Leichtigkeit und Mut.
Cello Concertos
- Zusatzinfo:
- Jean-Guihen Queyras, Ensemble Resonanz, Riccardo Minasi; Antonín Kraft: Cellokonzert C-Dur op. 4, Carl Philipp Emanuel Bach: Cellokonzert Wq. 171 B-Dur
- Label:
- Harmonia Mundi