Album der Woche: Ausnahmetalent Tarmo Peltokoski dirigiert Mozart
Für sein Debüt-Album bei der Deutschen Grammophon hat sich der 24-jährige Finne Tarmo Peltokoski Mozart ausgesucht, aufgenommen mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, dessen Erster Gastdirigent er seit zwei Jahren ist.
Eine Energie als würde man mitten in der Brandung stehen: So klingt der Auftakt, der Beginn von Mozarts Haffner-Sinfonie. Mozart komponierte sie in einer Zeit, in der er viel auf dem Schreibtisch hatte - mehrere Kompositionsaufträge Deadlines und zudem auch noch seine bevorstehende Hochzeit mit Constanze Weber. "Mein Herz ist unruhig, mein Kopf ist verwirrt", schrieb Mozart 1782 an seinen Vater, beigefügt der gerade fertig komponierte Erste Satz.
"Nachwuchskünstler des Jahres" und "Orchester des Jahres" gemeinsam am Pult
Die Kammerphilharmonie Bremen hat schon wiederholt gezeigt, wie lebendig und empathisch sie interpretiert und wie sie einen beim Zuhören mitreißt - unter dem Dirigat von Tarmo Peltokoski erst recht! Der frisch gekürte "Nachwuchskünstler des Jahres" und das "Orchester des Jahres" stehen hier gemeinsam am Pult. Peltokoski gewann 2023 einen Opus Klassik, die Kammerphilharmonie Bremen bekam im vergangenen Jahr die Auszeichnung vom britischen Klassik-Magazin "Gramophone" für ihre zuvor veröffentlichte Haydn-Einspielung.
Das sehr ausgewogene Klangbild der Kammerphilharmonie mischt sich mit viel Detailfreude und beherztem Ausgestalten von Akzenten und Kontrasten. Ein Orchester, das sehr wohl auch ohne Dirigenten spielt, genau zuhört und abwägt. Ein Austausch, den Peltokoski sehr schätzt in der Zusammenarbeit mit dem Orchester - wie er in einem Interview anlässlich dieser CD betonte.
Ein rundum gelungenes Album
Von enormer "Reife" seien Peltokoskis Interpretationen, liest man immer wieder. Es ist in meinen Ohren vor allem seine große interpretatorische Sicherheit, die genau dann entsteht, wenn man schon viel und intensiv zugehört hat und genau weiß, was man will - und vor allem, warum. Ob das nun historisch informiert klingen muss oder nicht: Es ist vorrangig sehr erzählerisch gestaltet, die langsamen Sätze lyrisch-fließend, die Ecksätze oftmals eruptiv und feurig, aber immer mit einem hellen, silbrigen Klang.
Es ist ein rundum gelungenes Album geworden. Es versprüht viel Elan, fast ein Hineinstürzen in Mozart mit oftmals sehr beherzten Tempi und umso sanfterer Klangrede im Langsameren oder im Stilvoll-Tänzerischen. In der digitalen Version des Albums kommt man zusätzlich in den Genuss kleiner Improvisationen, die auf die drei Sinfonien Bezug nehmen - neben der Haffner-Sinfonie sind das die in gerade mal wenigen Tagen komponierte "Linzer" Sinfonie und die späte g-Moll Sinfonie. Tarmo Peltokoski überzeugt auch mit seinem pianistischen Können, hat dafür ebenfalls Preise eingeheimst. Aber man spürt: Im Miteinander, im Austausch entsteht bei ihm eine noch viel größere Kraft und Energie. Man darf schon jetzt gespannt sein auf seine nächsten Projekte und Aufnahmen!
Mozart Symphonies
- Genre:
- Klassik
- Zusatzinfo:
- Tarmo Peltokoski, Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
- Label:
- Deutsche Grammophon