Lizz Wrights Album "Shadow": Eleganter Mix aus Blues, Jazz und Soul
Lizz Wrights Stimme gehört zu den schönsten, die die US-Jazz-Szene zu bieten hat. Auf ihrem neuen Album "Shadow" zeigt die Musikerin, wie vielseitig sie sie einsetzen kann.
Obwohl die in Chicago ansässige Musikerin in den fünf eigenen Kompositionen Trauerarbeit leistet, ist "Shadow" kein trauriges Album geworden. Blues, aber auch Jazz, Soul und Pop sind die Elemente, aus denen die US-Musikerin Lizz Wright den eleganten Mix auf ihrem neuen Album "Shadow" zusammengestellt hat. Sie klingt hier reifer, in sich ruhender, andererseits aber auch emotionaler als früher. Das liegt unter anderem daran, dass die 44-Jährige den Tod ihrer Großmutter verarbeitet.
"Jeder Verlust gibt einem die Möglichkeit, zu erkennen, wie groß die Liebe ist", erzählt die Sängerin. "Ich hatte das Glück, erst mit 40 erleben zu müssen, dass ein mir nahestehender Mensch stirbt. Wenn mir jemand einen Ratgeber zum Thema Trauer gegeben hätte, hätte drinstehen müssen, dass es schön und auch eine Ehre ist, dass man jemanden so lieben durfte."
Lizz Wright über die Liebe zu ihrer Oma
Nicht nur den Song "Your Love", den sie mit Unterstützung der US-Sängerin und Bassistin Meshell Ndegeocello einspielte, widmete Wright ihrer Großmutter. In "Root of Mercy" singt die Pfarrerstochter über etwas, das sie als eine sehr coole Eigenschaft ihrer Oma beschreibt: "Es gibt viele Familien, vor allem in den USA, die in ihrem Herzen eine schwarze Matriarchin haben, die unsichtbar bleibt." Deren Liebe, Fähigkeiten und Weisheiten bilden jedoch die Grundlage für die Philosophien, Traditionen und Kunst der Familie. "All diese stillen Mütter - sie bieten das Wurzelgeflecht für eine bestimmte Art von Gesellschaft in unserer Kultur. Und das müssen nicht unbedingt schwarze Familien sein. Dieser Song ist eine Art Ode an all diese unsichtbaren Matriarchinnen - egal welcher Hautfarbe."
Song "Sparrow" erzählt von einem gefährlichen Sturm
In "Sparrow", einem der fünf selbst komponierten Songs auf "Shadow", erinnert sich Lizz Wright an eine gefährliche Situation, in die sie als Kind mit ihrer Schwester geriet, als sie auf dem Grundstück, auf dem die Familie in ihrem Trailer lebte, von einem Sturm überrascht wurden. "So eine Katastrophe zeigt, wie unpersönlich die Natur sein kann", sagt Wright. "Aber wir nehmen so etwas eben persönlich. Und wir fangen dann an, mit Gott zu sprechen und all diese Dinge zu tun, die wir sonst nie tun. Plötzlich nehmen wir auch wahr, wie mächtig diese kleinen Fragmente der Liebe und Kreativität zwischen Menschen sein können, die uns sonst nicht so wichtig erscheinen. Die aber, wenn alles zusammenbricht, das einzige sein kann, das übrigbleibt. Als Kind wurde ich sehr stark von dem Film 'Die Farbe Lila' beeinflusst und von dieser Szene, in der die beiden Schwestern getrennt werden. Sie machen dieses kleine Spiel mit den Händen und singen."
Besonders lebendig wirkt das Lied durch die Passagen in der Yoruba-Sprache, die Wrights französisch-beninische Kollegin Angélique Kidjo beisteuerte.
Lizz Wrights zweite Karriere als Gastronomin
Seit einigen Jahren führt Lizz Wright eine Art Doppelleben, und das tut ihr offensichtlich gut. 2009 hatte sie sich in New York zur Köchin ausbilden lassen. Inzwischen betreibt sie in Chicago das Restaurant Carver 47, das sie von ihrer Ehefrau, der Designerin Monica Haslip, einrichten ließ. Sie ist stolz darauf, dass dort auf "Convenience Food" verzichtet wird: "Alles selbst gekocht, von Grund auf. Es ist mir wichtig, meine Köche wie Künstler zu behandeln. Denn das sind sie ja. Ich finde es toll, was man mit Lebensmitteln machen kann. Kochen ist die einzige Kunst, die man bewundern und gleichzeitig konsumieren kann - komplett. Du siehst dir das Kunstwerk an, und dann verschwindet es in deinem Körper und verändert ihn. Das ist doch ziemlich cool."
Shadow
- Genre:
- Jazz
- Label:
- Virgin
- Veröffentlichungsdatum:
- 12. April 2024
- Preis:
- 18,99 €