Jazzposaunist mit weitem Horizont: Nils Landgren
Er ist Kultur- und Jazzvermittler, Festivalmacher und Jazz-Professor und Mitglied der NDR Bigband. Der umtriebige Posaunist Nils Landgren ist 65 Jahre alt geworden.
"Ich bin an Musik interessiert, nicht unbedingt nur in der Schublade Jazz, sondern daran, was passieren kann, wenn Leute sich treffen und Erfahrungen austauschen können," so beschreibt Nils Landgren selbst seine Leidenschaft und fügt hinzu: "Natürlich geht es um improvisierte Musik, aber in ganz großem Sinne."
Inspirator mit mitreißender Energie
Nils Landgren ist eine Integrationsfigur des Jazz. Einer mit ganz weitem Horizont, von erhabenem Barock bis zu swingendem Soul. Ein Inspirator, der auf der Bühne eine mitreißende Energie entfacht. Er übe auch auf der Bühne, sagt er: "Man muss irgendwas fürs Konzert lassen, damit alles nicht so vorbereitet ist."
Kommunikation aus dem Augenblick heraus, sei es in kernigen Jazzformationen, im intimen Duo, als Bigband-Solist oder in seiner groovenden "Funk Unit", dafür steht der schwedische Musiker. Sein Instrument, die Posaune, begleitet ihn seit der Kindheit. Seine Vater hatte eine Jazzband und schon damals habe er den Posaunisten toll gefunden, erinnert er sich. "An einem Tag stand eine Posaune bei uns zuhause, weil Papa das reparieren sollte. Ich dachte: 'Hey, ich muss ja irgendwie testen, wie das funktioniert!' Und ich fand - wow - das ist nicht schlecht. Ich habe Papa gebeten: 'Kannst du mir ein bisschen zeigen, wie das geht. Und dann war ich eigentlich sicher. Vielleicht hatte meine Mama damit was zu tun - sie hat immer Jazzposaune geliebt."
Begegnung mit ABBA in Stockholm
Nach Musikgymnasium und klassischem Posaunenstudium begeisterte sich der junge Nils für den Jazz und ging nach Stockholm. Dort kam es zu richtungsweisenden Begegnungen, etwa mit Schwedens Starsänger der 70er-Jahre, Björn Skifs. Mit 20 spielte er mit dem "größten Popstar in Schweden" und landete auf einer ABBA-Platte, erinnert sich Landgren: "Natürlich hatte man ein bisschen Hilfe, aber auf der anderen Seite hätten die mich nicht eingeladen, wenn ich nicht spielen könnte." Dem bekanntesten schwedischen Pop-Export, ABBA, setzte Nils Landgren 2004 ein funkig-souliges Denkmal.
Immer kreativ und voller Pläne
Zu den bedeutendsten schwedischen Jazzmusikern mit internationalem Einfluss gehört Landgren schon lange. Mr. Redhorn, wie der Posaunist wegen seines roten Instruments genannt wird, schaffte in Deutschland mit seinen Auftritt 1994 beim Festival "Jazz Baltica" an der Ostsee den Durchbruch. Immer kreativ und voller Pläne, als Musiker aber auch als Festivalmacher: Nils Landgren war künstlerischer Leiter des Jazzfests Berlin, und seit 2012 ist er fürs Programm bei seinem Lieblingsfestival "Jazz Baltica" zuständig.
"Ich versuche auch zu denken: Was haben wir für ein Publikum, wie können wir Leute erreichen? Das ist für alle, für die Experten und für die, die keine Experten sind. Jazz Baltica ist ja wirklich eine Herzensangelegenheit für mich." Herzensangelegenheiten hat Nils Landgren so einige, der Mann mit der sanften Stimme und der roten Posaune, die so funky und so lyrisch klingen kann, treu bleibt er sich dabei immer: "Ich mache meine Musik und es ist egal, ob das zugänglich ist oder weniger zugänglich."