Jazzalbum der Woche: "Silver Seed" Tolyqyn
Das Berliner Trio Tolyqyn um den amerikanischen Sänger und Bratschisten Roland Satterwhite bezeichnet sich selbst als "Progressive-Blues-Power Trio" und kreiert einen Sound aus Rock, Blues und Jazz.
"Er atmet, er wächst und schwindet, er beschleunigt und verlangsamt sich - allein im Rhythmus steckt eine emotionale, energetische Bewegung und Variabilität, die in der westlichen Musik normalerweise durch harmonische Veränderungen ausgedrückt wird" bringt der Bratschist Roland Satterwhite (Moka Efti Orchestra, Django Lassi) seine Faszination für afrikanische Musik zum Ausdruck.
Jazz-Blues-Power mit vielen Vorzeichen
Und die spielt im Trio Tolyqyn keine geringe Rolle. Zusammen mit dem polnischen Schlagzeuger Kuda Gudz und dem israelischen Gitarristen Tal Arditi gründete der Kanadier 2018 eine Band, deren Mitglieder sich in der Neuköllner Improvisationsszene kennenlernten. Seitdem sind Tolyqyn als selbstapostrophiertes "Progressive-Blues-Power Trio" unterwegs, das aus Rock, Blues, westafrikanischen Roots, kubanischer Musik und Jazz einen unverwechselbaren Sound kreiert.
Ungewöhnliche Instrumentenkombination, ungewöhnlich gespielt
Wozu nicht nur die ungewöhnliche Kombination von Bratsche, E-Gitarre und Schlagzeug beiträgt, sondern auch deren besondere Spielweise: So schlägt Roland Satterwhite die Saiten seines Instruments mit Daumen und Fingern an und erzeugt damit Klänge, die sowohl an den Delta-Blues der 1930er Jahre als auch an westafrikanische Ngoni-Musik erinnern. Gitarrist Tal Arditi wiederum liefert improvisierte Ausgangsskizzen, die im Studio ausgearbeitet werden und lässt zudem mit seiner raumfüllenden Sound-Palette unweigerlich an den Police-Gitarristen Andy Summers denken - und die Schlagzeuger Pier Ciaccio, Peter Somos und Rafat Muhammad sorgen für Rhythmustexturen, die das Trio verblüffend mühelos zwischen Dancefloor, Jazz und Afro-Beat changieren lassen. Hinzu kommen Satterwhites Gesang und Texte, die mitunter wie Fingerzeige auf eine bedrohliche Gegenwart wirken. Etwa das visuell eindrückliche, afrikanisch pulsierende, gospelumrahmte Eingangszenario "Bella Coola", in dem es um eine Flutkatastrophe geht.
"Silver Seed"
- Genre:
- Jazz
- Label:
- Hey!Blau Records
- Veröffentlichungsdatum:
- 20.10.2023
- Preis:
- 17,99 €