"Pieces of Treasure": Rickie Lee Jones zeigt große Gefühle
Rickie Lee Jones’ Debütalbum schlug seinerzeit große Wellen: Die charismatische Melange aus Blues, Jazz und Pop war neu und frisch. Seitdem sind mehr als 40 Jahre vergangen. Das neueste Album "Pieces of Treasure" vereint Jazz-Standards und Musical-Songs.
Der "September Song" von Kurt Weill ist ein Lied über das Altern - lakonisch und schlicht interpretiert und dadurch umso berührender. Rickie Lee Jones hat nicht aus Abwechslung mal ein paar Jazzballaden eingesungen, sie ist mittlerweile selbst eine Grande Dame des Jazz, die die Höhen und Tiefen von denen sie singt, kennt, wie Billie Holiday oder Sarah Vaughan.
Enge Freundschaft mit dem Produzenten Russ Titelman
Sparsam und zurückgenommen begleitet sie die Band dabei und folgt ganz und gar der Dramaturgie des Gesanges. Produzent Russ Titelman ist ein alter Bekannter, mit dem sie vor 42 Jahren das Album "Pirates" aufgenommen hat. Damals galt sie als allürenhaft und problematisch. "Bei 'Pirates' hatten wir alle genug - und zwar von mir!", sagt sie heute lachend über die Zeit. "Das hat sich alles längst aufgelöst. Damals war die Freundschaft zwischen uns eher dünn, mehr eine professionelle Beziehung. Heute steht die Freundschaft an erster Stelle. Mich jemandem so anzuvertrauen, ist ein Akt der Liebe und des Vertrauens. Und das hört man den Songs an - ich denke, das ist das Wesen des Albums."
In einigen Songs steckt eine in den 50ern noch übliche Macho-Attitüde - das beste Mittel, sich dessen zu entledigen, war ihr Humor, wie bei dem Song "There Will Never Be Another You". "Als ich mir den Text genauer angehört habe, dachte ich, ich verstehe den Typen nicht", erzählt Rickie Lee Jones. "Erst sagt er, wie sehr er sie liebt, und dann, dass sie bald nicht mehr zusammen sein werden. Das ist dubios und ich würde mir das verbitten. Für mich die einzige Art, das zu singen, ist dabei zu lachen, denn wenn man das ernsthaft zu jemandem sagt, wäre eine Ohrfeige fällig. Ich habe diese männliche Sicht weggelassen und durch mein Verständnis von Liebe ersetzt."
Rickie Lee Jones zeigt ihre Gefühle
Gefühle zurückzuhalten ist ihre Sache nicht: Am Ende von "It's All In The Game", dem letzten Song des Albums, hört man sie schluchzen. Mit großer Offenheit spricht sie über den Moment: "Ich gab alles, was ich hatte, und am Ende des Songs brach ich zusammen und habe sehr geweint. Russ kam rein, umarmte mich, und es wurde nichts geredet. Er hat verstanden, dass mit mir nichts weiter los war, sondern dass einfach nur viel Gefühl im Spiel war."
Viel Gefühl - das gibt es auf "Pieces of Treasure", gesungen von einer Frau mit genügend Erfahrung, um zu wissen, wie lebenswichtig es ist, Gefühle zuzulassen.
Pieces of Treasure
- Genre:
- Jazz
- Zusatzinfo:
- von Rickie Lee Jones
- Label:
- Modern Recordings