Das Geheimnis des Swing - im Göttinger Labor entschlüsselt?
"What is this thing called Swing?" fragte bereits Louis Armstrong in einem seiner Songs. Das Geheimnis des Swings wollen nun Wissenschaftler in Göttingen gelüftet haben.
"Der Begriff des Swing wurde von Jazzmusikern eingeführt, um eine spezifische Spielweise zu bezeichnen, die sie für wesentlich halten, wesentlich für den Jazz. Aber es ist nicht zu verwechseln mit dem Swing als Stil, oder als Swing-Ära, sagen wir in den 1930er Jahren des letzten Jahrhunderts." Das sagt Theo Geisel, er ist Physiker am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen. In seiner Freizeit ist er aber Jazzmusiker. Nun hat er versucht das Geheimnis des Swing zu entschlüsseln. "In unserer neuen Studie, die gerade erschienen ist, haben wir die verschiedensten systematischen Abweichungen zwischen Solisten und Rhythmusgruppe untersucht."
Manipulation von Down- und Offbeats könnte das Swing-Gefühl verändern
Im Jazz sind die meisten Stücke im 4/4tel Takt geschrieben. Im 4/4tel Takt hat man vier Schläge, das sind die Downbeats. Die Schläge dazwischen sind die Offbeats. Eine Manipulation von Downbeats und Offbeats, könnte für den Swing, oder wie Theo Geisel sagt "das Swing-Feel" verantwortlich sein. "Wir haben also Downbeats und Offbeats verzögert, als eine Manipulation. Und gefunden, dass dies das Swing-Feel nicht verstärkt. Dagegen wurde das Swing-Feel erheblich verstärkt, wenn lediglich die Downbeats gleichmäßig verzögert wurden, um etwa 30 Millisekunden und die Offbeats der Solisten synchron zur Rhythmusgruppe blieben." Untersucht wurde das an professionellen und semiprofessionellen Jazz-Musikerinnen und Musikern. Diese mussten entscheiden, welche Manipulation für sie mehr Swing-Feel erzeugt. "Jazzmusiker können diese Feinheiten hören. Wir haben diese Jazzmusiker am Ende des Experiments auch explizit danach gefragt. Sie konnten diese Unterschiede wahrnehmen, aber nicht identifizieren, dass die Downbeats verzögert waren."
Das Geheimnis des Swing ist zum Teil entschlüsselt
Das Geheimnis des Swing konnte Theo Geisel zum Teil entschlüsseln. Denn andere Bestandteile wie Synkopierung oder Akzentuierung tragen ebenfalls zum Swing-Feel bei. "Wenn sie Pianisten, wie Oscar Peterson hören, dann hören sie, dass er Akzente setzt auf ganz verschiedenen Taktteilen. Und irgendwie spürt man, das trägt zur Verstärkung des Swing-Feel bei, aber daraus eine Regel abzuleiten, das ist wissenschaftlich sehr schwer zu untersuchen." So bleibt der Swing im Jazz zumindest noch ein wenig ein Gefühl.