Respighi und die "Pini di Roma"
Welche Werke der klassischen Musik sollte man kennen? Die Antwort auf diese Frage kann man in Lexika suchen oder in Lehrplänen für die Schule. Oder man kann Musiker fragen. Im Weltwissen Musik stellen die Mitglieder des NDR Sinfonieorchesters ihre Lieblingsstücke vor. Dieses Mal: Simone Candotto präsentiert die "Pini di Roma" - die "Pinien von Rom" von Ottorino Respighi.
Im Süden Europas ragen sie wie große grüne Regenschirme aus dem Boden: Die Pinienbäume, ein Markenzeichen vieler mediterraner Länder. Auch in Rom prägen die Pinien das Stadtbild. Ihnen hat der Komponist Ottorino Respighi ein Denkmal gesetzt. Mit seiner sinfonischen Dichtung "Pini di Roma", ein Meisterwerk der Programmmusik aus dem Jahr 1924. In dieser Klangwelt fühlt sich der Posaunist Simone Candotto heimisch.
Ein Stück, das Erinnerungen wachruft
"Zwischen den Pinien der Villa Borghese spielen die Kinder. Sie tanzen Ringelreihen, führen Militärmärsche und Schlachten auf und berauschen sich an ihrem eigenen Geschrei wie Schwalben am Abend". - Mit dieser Geschichte beginnt Ottorino Respighi seine sinfonische Dichtung "Pini di Roma", die "Pinien von Rom". Simone Candotto, Landsmann von Respighi und seit 1997 Posaunist im NDR Sinfonieorchester, liebt das Stück heiß und innig. Auch, weil es Erinnerungen wachruft: "Da kommt so ein Thema, das wir gesungen haben als Kinder. Als ich das hörte, dachte ich, das erinnert mich an meine Kindheit!"
Der Gesang aus den Katakomben
Simone Candotto stammt aus dem Friaul im Nordosten Italiens. Mit seiner Schulklasse ist er schon als Kind in die Hauptstadt nach Rom gereist. "Wir hatten auch eine von diesen Katakomben besucht."
Diese Katakomben besucht auch Respighi im zweiten Satz des Stücks, "Pini presso una catacomba". Seine bildhafte Musik entführt uns in den Schatten der Pinien. Aus der Tiefe der Katakombe erklingt ein wehmütiger Gesang. "Diese Musik ist so gut geschnitten, sie passt so gut zu diesem Bild. Wenn ich mir das vorstelle, kommt mir sofort diese Musik in den Kopf", erklärt der Solo-Posaunist.
Simone Candotto mag den zweiten Satz bei den Katakomben ganz besonders - auch, weil Respighi dort eine besonders schöne Posaunenpassage komponiert hat: "Wenn die Posaunen das Thema spielen, das ist grandios. Mit einem Crescendo von der Pauke, und dann geht es los. Es gefällt mir sehr!"
Musik, die nach "zu Hause" klingt
Im dritten Satz der Pinien von Rom vertont Respighi den Gesang einer Nachtigall in einer klaren Vollmondnacht, im vierten und letzten beschwört er schließlich die Erinnerung an alte Zeiten, an den glanzvollen Einzug eines römischen Konsuls mit seinem Heer. Auch da beeindruckt der Komponist mit seiner farbigen Tonmalerei: "Wenn ich die Musik höre, stelle ich mir wirklich vor, dass diese Soldaten auf der Via Appia marschieren, für den Kampf ausgerüstet."
Die Begeisterung für Respighis Stück ist Simone Candotto deutlich anzumerken. Die "Pinien von Rom" sind für ihn mehr als nur gute Musik: "Ich fühle mich zu Hause, wenn ich das höre."