"Das Jungsein ist nicht immer nur positiv" Tim Fischer zum 50.
Inzwischen wohnt er in Berlin, doch die Karriere des gebürtigen Delmenhorsters hat auf dem Hamburger Kiez begonnen. Am 12. März feierte der Chansonnier seinen 50. Geburtstag.
Eigentlich fing alles mit Lale Andersen an. Schon mit zwölf war Tim Fischer von ihrer Musik fasziniert. Auch später hatte er für sein Alter eher ungewöhnliche musikalische Vorlieben: Hildegard Knef oder Zarah Leander. Das Chanson sei zu ihm gekommen, sagt er - mit dieser Musik habe er seine innersten Gefühle nach außen kehren können.
Fischer: "Es gibt Songs, die atmen mit, die beginnen zu leben"
Tim Fischer ist in Delmenhorst geboren. Lange hielt es ihn dort nicht: Schon mit 17 sang er bei der legendären Schmidt Tresenshow auf dem Hamburger Kiez und hatte bald sein erstes Programm mit Liedern von Zarah Leander. Sein Charisma war ein Sog. Als jüngster Chansonnier bekam er den Deutschen Kleinkunstpreis. Aus dem Stand gewann Tim Fischer damals den Travestie-Nachwuchswettbewerb im Pulverfass. Kostümiert nur mit schwarzem Pulli, schwarzer Hose und chanelrotem Lippenstift.
Damals wurde auch die "Rinnsteinprinzessin" geboren. Das war Anfang der 1990er Jahre. Und das Lied ist eine Art Signaturstück geworden - eine Art "Tim Fischer-Hymne". "Es gibt Lieder, die legt man irgendwie ab wie ein Kleidungsstück, das einem nicht mehr passt. Und es gibt Songs, die atmen mit, die beginnen zu leben und sind auch thematisch so, dass man mit der Zeit immer wieder einen neuen Blickwinkel auf sie gewinnt. Das sind dann wirklich Songs, die zeitlos sind", erklärt der Sänger.
Ab Mai wieder in Hamburg in "Cabaret" zu sehen
Schon über drei Jahrzehnte steht Tim Fischer jetzt erfolgreich auf der Bühne, singt Leander, Knef und Brecht. Oder Lieder des von ihm hoch verehrten Georg Kreisler wie auf seiner aktuellen CD "Tigerfest". Auch in der Kultreihe "Babylon Berlin" war er dabei. Mit jedem Projekt starte immer wieder etwas Neues, sagt Tim Fischer in einem Interview zu seinem 30-jährigen Bühnenjubiläum. Nur morgens, wenn er in den Spiegel schaut, denke er manchmal: "So siehst du jetzt aus?" Aber: "Das Jungsein ist nicht immer nur positiv. In meinem Fall war es so, dass ich mich oft angegriffen oder missverstanden gefühlt habe. Ich hatte das Gefühl, ich kann mich nicht richtig ausdrücken und nicht richtig vermitteln. Da lernt man dazu und die Reife hat auch was."
Ab dem 9. Mai wird Tim Fischer wieder im Hansa Theater in Hamburg zu sehen sein: In der Musical-Legende "Cabaret" wird er im verruchten Kit-Kat-Club als diabolischer Conférencier einmal mehr für einen besonderen Sog sorgen.