Vom Schimpfen und Schmunzeln: Der Künstler Felix Beilstein
Von den Eltern wurde Felix Beilstein schon früh an die Kunst herangeführt. Bis heute kann der Autist mithilfe der Kunst negative Gefühle abbauen und in seinen Bildern Träume ausleben - ein Porträt.
Felix Beilstein malt Buchstaben unter seinem Aquarell aus. Der 52-Jährige drückt fest auf, jeder Buchstabe bekommt eine andere Farbe, in tiefblauen, gelben und leuchtend rosafarbenen Buchstaben steht dort das Wort "Holstentor" - dahinter ein Fragezeichen. Er mag das Tor. Er will "ganz gerne reingehen oder von außen fotografieren, wenn geschlossen ist." Das Lübecker Holstentor hat er schon oft gezeichnet - sogar als Geburtstagskarte verziert mit Blumen. In diesem Aquarell fließen die Farben ineinander und das Tor ist nur schemenhaft zu erkennen.
"Schimpfbild" hilft gegen Schulfrust
Felix Beilstein wohnt in einer eigenen Wohnung direkt neben seinen Eltern. Die sind beide Künstler. Die Kunst hat der Familie sehr geholfen. Als Felix ganz klein war, also noch zur Schule ging, habe er ziemlich gelitten, erzählt die Mutter Heidi Beilstein. "Er konnte sich schwer gegen andere Kinder wehren. Das haben die dann weidlich ausgenutzt. Er war ziemlich lädiert am Freitag, wenn er nach Hause kam und hatte auch richtig schlechte Laune von der ganzen Woche und dann hat mein Mann sich immer hingesetzt, samstags oder sonntags und dann haben die ein Schimpfbild gemalt."
Auf zwei Bögen Papier haben Vater und Sohn zwei Figuren gezeichnet. Die eine Figur hat geschimpft und die andere hat darauf geantwortet mit Zeichnungen und Sprechblasen. "Dann ging das immer so hin und her bis das ganze Blatt voller Sprechblasen war", erinnert sich die Mutter. "Danach ging es ihm richtig gut und er hatte die ganze Wut der Woche abgeladen und hatte die zu Zeichnungen verarbeitet."
Bilderbücher Malen wird zur Leidenschaft
Das Zeichnen blieb die Leidenschaft des Sohnes. Er hat ganze Bilderbücher gezeichnet und coloriert über Louis Armstrong, dicke Menschen oder Menschen mit Krone. Im Buch über Ali Baba und die vierzig Räuber hat er jeden einzelnen der 40 Räuber gezeichnet - alle mit unterschiedlichen Charakterzügen. Sie sind bunt, im naiven Stil und sehr ausdrucksstark. Vater Klaus Beilstein freut sich, dass sein Sohn gelernt hat, sich so zu äußern. "Es war auch für uns angenehm, dass wir ihm damit immer näher kommen konnten. Das hat ihm dann auch Spaß gemacht und er hat das auch gerne, wenn er sieht: Da entsteht etwas und das kann ich auch."
Felix Beilstein hatte bereits einige eigene Ausstellungen mit seinen Werken. Vor kurzem haben seine Eltern und er zusammen ausgestellt. Im Brotberuf arbeitet der große, kräftige Mann in einer Fahrradwerkstatt. Er repariert Räder und fährt auch gern damit herum. "Von Frühling bis Herbst mit Fahrrad und Pedelec", sagt er.
Der Traum vom autonom fahrenden Auto
Er reist auch gern weiter weg, nach Potsdam, Hamburg oder Jaderberg. Das aber meist mit dem Zug, denn einen Führerschein hat er nicht. Dabei hätte er eigentlich gern ein Auto. "Ich habe von selbstfahrenden Autos geträumt", erzählt er. Er hofft, dass es in zehn Jahren ein autonom fahrendes Auto geben wird, in das er sich hineinsetzen kann, und das ihn dann bringt, wohin er will.
Traumberuf Oldtimerchauffeur
Auch andere Träume finden sich in seinen Bildern. Eines seiner fünf Bücher hat "Traumberufe" zum Thema - Oldtimerchauffeur, Astronaut oder Geiger. Unter den Bildern stehen kurze Texte, wie über den Traumberuf Clown.
Trampolin kann er und auch andere Sportarten, einfach alles aus Spaß, zum Beispiel auf einem Seil sitzen und rauchen, lesen und dabei schlafen. Er macht die besten Faxen und den größten Blödsinn zum Lachen. Leseprobe: "Traumberufe"
Und nicht zuletzt bringen die Bilder und Texte von Felix Beilstein die Betrachter mit ihrem ganz eigenen Humor zum Schmunzeln.