Drei Gemälde hängen an einer holzvertäfelten Wand in der Villa Seligmann. © Villa Seligmann
Drei Gemälde hängen an einer holzvertäfelten Wand in der Villa Seligmann. © Villa Seligmann
Drei Gemälde hängen an einer holzvertäfelten Wand in der Villa Seligmann. © Villa Seligmann
AUDIO: Villa Seligman: Gemälde von Ferdinand Wagner sind zurückgekehrt (3 Min)

Villa Seligman: Gemälde von Ferdinand Wagner sind zurück

Stand: 19.04.2023 12:30 Uhr

1906 erschuf Ferdinand Wagner das Gemälde-Konvolut "Die fünf Sinne" für die Villa Seligmann in Hannover. Doch 1931 ging das Haus per Schenkung an die Stadt, die Bilder wurden verkauft, zwei davon im Krieg zerstört. Nun sind die verbliebenen drei Gemälde zurückgekehrt. 

von Agnes Bührig

Eliah Sakakushev-von Bismarck steht in der großen Halle der Villa Seligmann und enthüllt das gut zwei mal zwei Meter große Gemälde "Der Geschmack". Menschen in edlen Seidenroben im Stil der Renaissance sitzen an einer reich gedeckten Tafel. Ferdinand Wagner malte das Bild 1906 im Stil des Historismus für die Familienresidenz des Continental-Direktors Siegmund Seligmann. Auch die Ölgemälde "Das Gehör" und "Das Sehen" für die großbürgerliche Villa hängen jetzt wieder daneben und füllen die drei großen, leeren Flächen von einst, sagt der Direktor der Villa Seligmann. 

"Die Bilder haben wir immer vermisst" 

Die Villa Seligmann in Hannover. © picture alliance / dpa | Peter Steffen
Die Villa Seligmann wird Anfang des 20. Jahrhunderts für Siegmund Seligmann, den Direktor der Continental AG, und seine Familie erbaut.

"Die Bilder haben wir immer vermisst", erzählt Sakakushev-von Bismarck. "Es lag ja auf der Hand, dass die Bilder in Hannover sind, sozusagen um die Ecke. Dann habe ich noch einmal diesen Versuch gestartet, Förderungen zu finden, damit diese Bilder gekauft werden - solange sie noch überhaupt zusammenhängend zur Verfügung stehen." 

85.000 Euro rief die Besitzerin der Bilder, die ungenannt bleiben will, 2016 bei einer Versteigerung in Hannover für die drei Bilder auf. Zu viel für das Haus der jüdischen Musik. Doch glücklicherweise konnte Sakakushev-von Bismarck drei regionale Stiftungen, das niedersächsische Ministerium für Kultur und Wissenschaft sowie die Kulturstiftung überzeugen. Sie finanzierten am Ende den Kaufpreis, über dessen Höhe Stillschweigen vereinbart wurde. Die Bedeutung der Werke rechtfertige jedoch den Kauf, sagt Kulturminister Falko Mohrs. 

Drei der fünf Gemälde von Ferdinand Wagner zurückgekehrt 

"Es ist die Gesamtbedeutung dieses Gebäudes als Denkmal für jüdisches Leben, industriell wirkendes jüdisches Unternehmertum und eben auch dieser Zeit", so Mohrs. "Es ist auch eine Brücke in das Heute, wo die Villa Seligmann ein wichtiger Teil der jüdischen Kultur in Niedersachsen ist. Damit füllen wir ein Stück weit auch eine sichtbare Narbe." 

Drei der fünf großen, weißen Flecken in der großen Halle der Villa Seligmann haben jetzt wieder einen Inhalt. Neben dem Deckengemälde im Festsaal von Schloss Bückeburg und Darstellungen im Turmsaal des Rathauses in Hamburg ist sie ein weiterer Ort in Norddeutschland, an dem Arbeiten des Historienmalers Ferdinand Wagner betrachtet werden können.

Allegorien für Tast- und Riechsinn im Krieg zerstört 

Drei Gemälde hängen an einer holzvertäfelten Wand in der Villa Seligmann. © Villa Seligmann
Ferdinand Wagners Gemälde "Das Sehen", "Der Geschmack" und "Das Gehör" (v. l.) hängen nach über 90 Jahren Abwesenheit wieder in der Villa Seligmann.

Die Vorbereitung auf die Hängung bedurfte einiger Vorbereitung, sagt Restauratorin Barbara Helmrich: "Welche Haken nimmt man, sind die stabil genug, welches Gewicht hat jedes Gemälde? Die sind ja sehr unterschiedlich. Es gibt ein kleines, ein sehr großes und dann eben noch ein weiteres auch großes, was aber eben auf Holz aufdubliert worden ist und was auch sehr schwer ist. Dann macht man sich natürlich auch Gedanken, welchen Dübel man verwenden kann. Es ist also nicht ganz einfach."

Doch es ist gelungen. Fast unter der Decke, eingefasst in die kunstvoll verzierte Holzvertäfelung, hängt sie nun, die Dame der feinen Gesellschaft. Gegenüber, wo einst die Allegorien zum Tast- und Riechsinn hingen, bleibt es weiter leer. Doch Direktor Sakakushev-von Bismarck hat schon Gestaltungsideen: "Man könnte versuchen, die Bilder zu vertonen, also mit Klang zu arbeiten. Oder vielleicht mit Projektionen auf die leeren Flächen."

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Matinee | 19.04.2023 | 10:20 Uhr

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