"Magnum"-Fotograf Pellegrin zeigt "Fragile Wunder" in Wolfsburg
Paolo Pellegrin ist "Magnum"-Fotograf und einer der bekanntesten Dokumentarfotografen der Gegenwart. Das Kunstmuseum Wolfsburg präsentiert 130 Arbeiten unter dem Titel "Fragile Wunder".
Nichts als endlose, weiße Weite. Kein Horizont. Nur eine weiße Fläche, durchzogen von Rissen und Brüchen. Und ab und an unterbrochen von Wasserflächen. Ein Video zeigt die Antarktis von oben. Aufgenommen aus einem Forschungsflugzeug der NASA. Paolo Pellegrin reiste mit Wissenschaftlern an den Südpol und dokumentierte in diesem Video und in einer Fotoserie die Folgen des Klimawandels.
Auf einem großformatigen Bild - zwei mal einem Meter - schwimmt ein winziger Eisberg inmitten einer grenzenlosen Fläche tiefblauen Wassers. Für Dino Steinhof, den Kurator der Wolfsburger Schau steht das Bild exemplarisch für die gesamte Ausstellung: "Paolo Pellegrin vermag es, uns in seinen Arbeiten mit Erhabenheit zu konfrontieren. Und dieser Eisberg, der sich im Schmelzen befindet, ist eigentlich ein Sinnbild für diese Ausstellung."
Paolo Pellegrin setzt sich mit Klimaveränderung auseinander
Die Fotoreise zu den schmelzenden Eisflächen der Antarktis vor sechs Jahren waren für Paolo Pellegrin, der sonst hauptsächlich als Kriegsfotograf arbeitet, der Auftakt einer intensiven künstlerischen Auseinandersetzung mit den globalen Klimaveränderungen.
Pellegrin nimmt uns zum Beispiel mit nach Afrika. Das packende Bild zweier nördlicher Breitmaulnashörner in Kenia lässt ehrfürchtig werden angesichts ihrer tierischen Kraft und Schönheit. Wie zerbrechlich die Natur allerdings ist, wird klar, wenn wir uns vor Augen führen, dass Pellegrin hier die beiden letzten noch lebenden Exemplare fotografiert hat. Schon bald wird diese wunderbare Spezies endgültig und unwiederbringlich ausgerottet sein.
Fotarbeiten dokumentieren Zerbrechlichkeit der Natur
Pellegrins künstlerischer Ansatz ist, die Fragilität, die Zerbrechlichkeit der Natur nicht platt und vordergründig zu dokumentieren, sondern eher indirekt: "Ich wollte nicht die typische traditionelle Katastrophen-Fotografie, die allseits bekannten Bilder von Mega-Stürmen und von brennenden Landschaften. Mein Ansatz ist vielmehr eine Art Ode an die Natur, an die Schönheit der Natur."
Paolo Pellegrins Arbeiten erzählen eindrucksvoll davon, dass der Klimawandel nicht abstrakt, sondern sehr real ist. Und dass alle Lebewesen, wie Pflanzen, Menschen und Tiere gleichermaßen, betroffen sind. Der Fotograf möchte Empathie wecken. So erzeugt sein schwarz-weißes Foto eines schlafenden Gorillas, aufgenommen tief im kongolesischen Busch, ein Gefühl von Verbundenheit zwischen Betrachter und Tier: "Dieser große Gorilla, wie er da friedlich im Wald schläft, der sieht doch aus wie ein Mensch. Da denken doch wir gleich an uns selbst. In meinen Arbeiten suche ich nach solchen Momenten der Reflexion."
Gemäldeartige Szene entfaltet soghafte Kraft
Die Bilder und Filme von Paolo Pellegrin lassen einen nicht kalt, wie die gemäldeartige Szene in der Wüste Namibias an einem Wasserloch, an dem sich sämtliche Tiere der Gegend mit dem immer knapper werdenden Wasser versorgen. Oder Bilder der vom Braunkohleabbau zerschundenen Landschaft in der sächsischen Lausitz, die von immensen Umweltschäden zeugen und die faszinierend, außerweltlich rot-leuchtende Lava eines Vulkans in Island, wo auf der Insel die Erderwärmung an stetig schmelzenden Gletschern augenfällig wird.
Pellegrins Bilder ziehen uns hinein, entfalten eine soghafte Kraft. Für Dinos Steinhof, den Kurator der Wolfsburger Schau liegt darin ein wesentlicher Teil ihrer Qualität: "Er fotografiert aus großer Distanz, vermag es aber durch dieses nahe Heranfühlen mit der Kamera, die Texturen und die Strukturen der Landschaften fotografisch einzufangen, sodass wir das Gefühl haben, wir sind eigentlich mittendrin." Insgesamt 130 Arbeiten sind in Wolfsburg zu sehen. Bilder und Videos, die die enorme Pracht der Natur sichtbar machen. Und zugleich ihre große Verwundbarkeit.
Das Kunstmuseum Wolfsburg ist Kulturpartner von NDR Kultur.
"Magnum"-Fotograf Pellegrin zeigt "Fragile Wunder" in Wolfsburg
Paolo Pellegrin ist einer der bekanntesten Dokumentarfotografen der Gegenwart. Das Kunstmuseum Wolfsburg präsentiert nun Arbeiten.
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Kunstmuseum Wolfsburg
Hollerplatz 1
38440 Wolfsburg