Fotografie von Akinbode Akinbiyi. © Akinbode Akinbiyi,

Fotograf Akinbode Akinbiyi: Chronist des Alltäglichen

Stand: 10.11.2023 13:50 Uhr

"Manchmal heißt verloren sein gefunden werden" heißt eine neue Ausstellung im Kunstverein Hannover. Akinbode Akinbiyi, Meister der Street Photography, dokumentiert, was sonst im Verborgenen liegt.

von Agnes Bührig

Der Fotograf Akinbode Akinbiyi aus Berlin ist zwischen der deutschen Hauptstadt und Hannover hin- und hergependelt und hat dabei städtische Bereiche, die er zufällig entdeckte, mit seiner Rolleiflex-Kamera geknipst. Nun sind die über 100 Fotografien im Kunstverein Hannover zu sehen.

Unsichtbare Geschichten im Urbanen

Fotografie von Akinbode Akinbiyi: "Hannover Innenstadt", 2023 © Akinbode Akinbiyi,
"Hannover Innenstadt" von Akinbode Akinbiyi aus dem Jahr 2023.

Ein Schild mit dem Wort "Raschplatz" hängt an einem Fahrstuhl am Hauptbahnhof in Hannover, daneben: eine Leuchtschrift mit der Aufforderung "Born to enter", darunter: ein Plakat mit Buchstaben in drei Reihen, die das Wort Hannover ergeben. Mit dieser Schwarzweiß- Fotografie zeigt Akinbode Akinbiyi einen Ort, an dem sonst Hektik herrscht und sich große Menschengruppen von A nach B bewegen .- hier aber wirkt er sehr ruhig, fast entschleunigt.

"Je mehr man, frau rumreist, umso mehr sieht man, umso mehr weiß man: Ich habe noch nicht genug gesehen. Ich versuche vor allem, offener zu werden, entspannt zu sein, das finde ich sehr wichtig. Ich entspanne mich und begebe mich in die Situation in der Umgebung hinein", sagt Akinbode Akinbiyi. Viele Reisen rund um die Welt haben ihn sensibilisiert, im Urbanen unsichtbare Geschichten zu sehen. Geboren wurde Akinbiyi 1949 in Oxford. In Nigeria ging er zur Schule, studierte Anglistik und Sprachwissenschaft, auch in Deutschland.

Akinbode Akinbiyi: Vielfach ausgezeichneter Künstler

Ein Mann sitzt mit gefalteten Händen auf einer Bank. © IMAGO / F. Anthea Schaap
Akinbode Akinbiyi ist international erfolgreich und lebt seit den 60er-Jahren in Berlin.

Vielfach ausgezeichnet - unter anderem mit Bundesverdienstkreuz und Goethe-Medaille - wird er 2024 als Hannah-Höch-Preisträger für sein Lebenswerk u. a. mit einer Ausstellung in der Berlinischen Galerie geehrt. Doch angefangen hatte alles mit einem Selbststudium. "Ich wollte eigentlich Schriftsteller werden. Dann habe ich die Fotografie mit etwa 20 Jahren entdeckt oder sie mir beigebracht und festgestellt: Man kann mit in der Fotografie auch erzählen. Das hat mich sehr angezogen", berichtet Akinbiyi.

Für die Ausstellung "Manchmal heißt verloren sein gefunden werden" ist der Künstler fast ein Jahr lang zwischen Berlin und Hannover hin- und hergereist. Er könnte dabei als Chronist des Alltäglichen gesehen werden. Momentaufnahmen einer Stadt und ihrer Bewohner. Als "Afrikanisches Viertel", "Rituale" und "Wie wir wohnen" sind die Räume im Kunstverein Hannover benannt. Bunte Wandfarben lassen die Schwarz-Weiß-Fotografien von Wohnvierteln und Automaten mit neuer Funktion mal wärmer, mal kälter erscheinen. Bilder vom Schützenfest, wo ein alter VW-Bulli mit Woodstock-Schriftzug an Handyfotografen am Wegesrande vorbeifährt, hängen auf petrolblauer Wand.

Das Beiläufige, Unscheinbare macht den Reiz der Fotografien aus

Es sind flüchtige Momente, die Akinbiyi hier zeigt, sagt Christoph Platz-Gallus, Direktor des Kunstvereins Hannover: "Es gibt ein wunderbares Bild, wo er beobachtet hat, wie jemand, der in der Stadt als Eisbär für Geld performt, sein Kostüm einen Moment auf einer Decke, die mit kleinen Logos von 'die wilden Kerle' bedruckt ist, ablegt. Es sind immer diese Momente, die wir eigentlich übergehen, die vielleicht so ein bisschen zur Seite geordnet sind, die im Grunde nicht den Hauptakt spielen, sodass diese Dinge bei Akinbode immer sehr deutlich aufscheinen."

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Das Beiläufige, Unscheinbare in den Schwarz-Weiß-Fotografien von Akinbode Akinbiyi macht den Reiz dieser Ausstellung aus. Und welche Eindrücke hat der Künstler selbst aus seinem Projekt in Hannover mitgenommen? "Hannover ist vor allem nachts sehr, sehr ruhig, sehr still, ist fast wie unbewohnt, aber eine sehr deutsche Stadt, so eine norddeutsche, würde ich sagen. Eben weil hier die Mehrzahl der Bevölkerung versucht, sich selbst zu finden", erzählt er. "Diese Findung ist sehr deutsch, aber das ist nicht negativ gemeint. Es ist wirklich eine Art, wie Menschen versuchen, zusammenzukommen und sich dann in ihrer Gegenwart selbst zu identifizieren."

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Fotograf Akinbode Akinbiyi: Chronist des Alltäglichen

Fotograf Akinbode Akinbiyi dokumentiert in einer neuen Ausstellung im Kunstverein Hannover, was sonst im Verborgenen liegt.

Art:
Ausstellung
Datum:
Ende:
Ort:
Kunstverein Hannover
Sophienstraße 2
30159  Hannover
Preis:
6 Euro / 4 Euro ermäßigt / Mitglieder frei
Öffnungszeiten:
Dienstag - Samstag: 12-19 Uhr
Sonn- und feiertags: 11-19 Uhr
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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Journal | 10.11.2023 | 17:00 Uhr

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Fotografie

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