Firelei Báez in Wolfsburg: Bunte Fabelwesen auf kolonialen Karten
Firelei Báez, US-Amerikanerin mit Wurzeln in der Dominikanischen Republik, zählt zu den aufstrebenden Malerinnen in den USA. In Deutschland war sie bislang nur in Gruppenausstellungen zu sehen - etwa auf der Berlin Biennale. Das Kunstmuseum Wolfsburg zeigt mit "Trust Memory over History" die erste Soloschau.
Firelei Báez‘ Arbeiten zeichnen sich aus durch eine überbordende Farbenpracht. Großformatige Bilder, die in intensiv-leuchtenden Farbtönen gemalte Fabelwesen zeigen, überzogen von Vogelfedern und wallendem Haar. Sie bewegen sich durch palmen- und blumengesäumte Fantasielandschaften mit tropischer Anmutung. "Sie arbeitet zum Beispiel sehr viel mit dem Motiv der Ciguapa, das sind mächtige haarige Wesen - eine mythische Figur aus der dominikanischen Kultur", sagt Uta Ruhkamp, die Kuratorin der Wolfsburger Schau.
Báez setzt in ihren Werken Farben und Striche in bestechendem Detailreichtum auf's Papier - eine wahre Sisyphos-Arbeit, wie Ruhkamp weiter ausführt: "Sie ist eine ausgesprochen gute Malerin. Rein technisch gesehen. Wir haben es mit figürlicher Malerei zu tun. Aber auch mit abstrakten Kompositionen. Und die bestechen durch so eine ganz rätselhafte Bildwelt. Auf riesigen Formaten, oder eben kleinteiligen Installationen, die aber wiederum in der Summe eine sehr große Installation ergeben."
Malereien auf Büchern und Landkarten
Das Besondere: ihre Werke malt Báez nicht auf herkömmlich Untergründe, wie Leinwände, Holz oder Papier - sie verwendet stattdessen ausrangierte Bücher, Archivmaterialien und Landkarten. So scheinen Buchstaben, Grafiken und Umrisse von Inseln oder Ländern durch die Zeichnungen hindurch. "Koloniale Karten in der Regel. Es können aber auch alte geografische Spiele sein, die vielleicht aus dem 17. Jahrhundert stammen. Und sie nimmt ausrangierte Bücher aus Bibliotheken auseinander und setzt ihre Motivwelt auf diese Seiten", sagt Kuratorin Ruhkamp.
Diese spezielle Vorgehensweise mit einer ganz eigenen Ästhetik ist allerdings mehr als nur ein verspieltes Stilmittel. Denn, so Ruhkamp, die 43-jährige Künstlerin behandele in ihren fiktionalen Themenwelten ganz reale Inhalte. Baéz, wie ihre Mutter geboren in der Dominikanischen Republik, der Vater aus Haiti, wuchs später im ethnisch stark gemischten Miami in Florida auf, und lebt heute in New York.
Kolonialgeschichte als großes Thema
Als Nachfahrin von aus Westafrika verschleppten Menschen spielt das Thema Kolonialgeschichte eine ganz große Rolle in den Werken der Künstlerin, erläutert Ruhkamp: "Denn dieses Kartenmaterial war ja nicht neutral, sondern meistens aus der Perspektive der Kolonialisatoren entstanden. Und die Perspektive derjenigen, die unterdrückt und kolonialisiert worden sind, wird in der kartographierten Geschichte manchmal eben nicht deutlich."
Diese besondere Perspektive auf Geschichte ist dabei nicht als Anklage zu verstehen. Der Künstlerin ist es vielmehr ein Anliegen Empathie zu wecken, für die, die lange vor uns lebten. Denn sie seien keine anonymen, abstrakten Wesen, sondern echte Menschen gewesen, die echte Spuren in der Welt hinterlassen haben, betont Báez: "Mein Interesse an so großen Themen wie Geschichte, Geographie und Natur ist letztlich ein Versuch, Verbindungen herzustellen. Dass es in jedem dieser Räume Menschen wie uns selbst gab. Alle meine Arbeiten - die kleinen, wie großen Bilder - sind dazu da, zu vermitteln, wie unsere Körper mit der Welt, und im weiteren Sinne mit der Geschichte, interagieren." Es gehe ihr darum, beim Betrachtenden starke körperliche und emotionale Reaktionen hervorzurufen - und die Einsicht, dass wir alle Teil von ein und derselben Welt sind.
Firelei Báez in Wolfsburg: Bunte Fabelwesen auf kolonialen Karten
Die Künstlerin malt Fabelwesen aus der dominikanischen Kultur auf Archivmaterialien und Landkarten aus der Kolonialzeit.
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- Ausstellung
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- Ende:
- Ort:
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Kunstmuseum Wolfsburg
Hollerplatz 1
38440 Wolfsburg - Preis:
- 12 Euro
- Öffnungszeiten:
- Dienstag bis Freitag 10-18 Uhr
Sonnabend/Sonntag 11-18 Uhr