25 Jahre Blauschimmel Atelier: "Reichtum liegt in der Vielfalt"
Vor 25 Jahren wurde in Oldenburg das Blauschimmel Atelier gegründet, um Menschen mit oder ohne Behinderungen einen Raum für Kreativität zu geben. Die inklusive Einrichtung hat mit dem "Festival der blauen Künste" ihr Jubiläum gefeiert.
Sie tragen große, selbstgemachte Masken - eine mit Knubbelnase und kleinen Augen, andere mit ständig staunendem Mund oder einem sanften Lächeln. In der Oldenburger Fußgängerzone sind die Darstellenden der Maskentheatergruppe nicht zu übersehen. Sie haben eine Kulisse mit einem Schiff aufgebaut und spielen ohne Worte.
"Festival der blauen Künste": Straßentheater in Oldenburg
Eine feine Dame, ein Komponist, ein Fischer und viele andere Charaktere telefonieren mit Handys, stoßen mit Weingläsern an oder lesen Zeitung. Sie haben viele Sachen dabei. Dann kommen Wasserwesen mit magischen Kräften und lassen die Darstellenden einfrieren. Sebastian Hoffmann, der eines dieser Wesen spielt, erzählt: "Dann können wir die Sachen vertauschen - die Leute so zu verwirren ist lustig für uns Wasserwesen."
Lustig ist das Ganze auch für das Publikum. So unterschiedlich die Masken, so verschieden sind auch die Personen dahinter: vom Teenager bis zum Rentner, mit oder ohne Beeinträchtigung. Vielfalt ist das Konzept im Blauschimmel Atelier, sagt die Geschäftsführerin Jessica Leffers: "Alle Menschen sind gleich. Alle Menschen können was. Gemeinsam kann man total toll kreative Sachen machen. Der Reichtum der Kreativität und der Kunst liegt eigentlich in der Vielfalt."
Wurzeln in der Antipsychiatriebewegung der 1970er-Jahre
Die Musikgruppe "Bluescreen-Ensemble" sowie die Theater- und Malgruppen "Montagsblaustelle" und "Blauspiel" treffen sich im Blauschimmel Atelier. Die Symbolfarbe Blau geht zurück auf die Antipsychiatriebewegung der 1970er-Jahre im italienischen Triest. Ein blaues Pferd aus Pappmaché wurde damals aus einer geschlossenen Anstalt in die Stadt getragen. Die Kunstaktion mündete in einem großen Straßenfest. Ziel der Aktion: eine demokratische Psychiatrie.
"Das war zu der Zeit, als die Menschen weggesperrt wurden, wenn sie nicht als 'normal' erachtet worden sind", erzählt Leffers. "Es ging darum, zu zeigen: Es ist falsch, dass die Leute nicht am Leben teilnehmen können. Wir sind eine vielfältige Gesellschaft und die Menschen haben genauso das Recht auf selbständiges Wohnen und darauf, am kulturellen Leben teilzunehmen."
Künstlerische Angebote abseits von Heimen und Psychiatrien
Ende der 1990er-Jahre kam die Idee nach Oldenburg. Künstlerische Angebote für Menschen mit Down-Syndrom oder psychischen Störungen habe es damals bereits gegeben, allerdings in Heimen und Psychiatrien. Das Blauschimmel Atelier bietet einen entscheidenden Unterschied: Es ist ein eigenständiges Atelier, zentral gelegen in Bahnhofsnähe.
Wer Spaß an Kunst hat, kommt dorthin, in der Freizeit. Zum Beispiel zur Chorprobe von ChorGonzola. Eine der Sängerinnen erzählt, worauf es hier ankommt. "Dass wir uns alle treffen, dass alle sehr witzig sind und dass wir alle so sein können, wie wir sind, und dass wir alle eine tolle Gemeinschaft haben."
"Die Inklusion in Oldenburg und überhaupt voranbringen"
Gruppen aus dem Blauschimmel Atelier sind bereits beim Drachenfest in Lemwerder aufgetreten und haben im Park der Gärten in Bad Zwischenahn oder der Oldenburger Kulturetage Stücke aufgeführt. Sie haben Straßentheater mit einer Großmaske aufgeführt, die von zehn Menschen getragen wurde.
Ute Bommersheim ist von Anfang an dabei. Für das Blauschimmel Atelier wünscht sie sich finanzielle Sicherheit und mehr Platz. "Und dann wünsche ich mir natürlich, dass viele Menschen bei Blauschimmel mitmachen, dass diese Begeisterung, die uns 25 Jahre getragen hat, uns immer weiterträgt. Damit bringen wir die Inklusion in Oldenburg und überhaupt voran."