Schulleiter fordern feste Klassenassistenzen an allen Grundschulen
Eine Petition des Vereins "Leitungen Niedersächsischer Grundschulen" wurde am Mittwoch im Ausschuss vorgestellt. Denn mehr als 5.000 Menschen unterstützen die Forderung nach einer festen Klassenassistenz.
Es geht darum, den Unterricht an den Grundschulen zu verbessern. Immer häufiger fallen Lehrkräfte aus, weil sie überlastet sind. Gewerkschaften beklagen: Die Aufgaben hätten sich in den vergangenen Jahren verdichtet. Auch Jörg Bratz, Vorsitzender des Vereins "Leitungen Niedersächsischer Grundschulen", ist überzeugt: "Die Grundschulen ächzen unter der Last, wir brauchen dringend Unterstützung."
Bildungsexperte: Lehrkräfte weniger krank und weniger Burnout-gefährdet
Unterstützung sieht er in den festen Klassenassistenzen. Das sind Menschen, die zwar kein Lehramt studiert, sich aber pädagogisch weitergebildet haben, und so den Alltag erleichtern können. Sie helfen dabei, ein Buch zu finden, holen ein Kühlkissen. Sie übernehmen Aufgaben, die wichtig sind, aber eben auch wertvolle Unterrichtszeit kosten. Bratz ist Leiter einer Grundschule, dort erprobt er die Klassenassistenz seit vier Jahren. Mit Erfolg: Deutlich weniger Kinder äußerten auffälliges Verhalten und auch die Lernschwierigkeiten seien zurückgegangen, sagt Bratz. Wissenschaftlich begleitet wurde das Projekt von Wilfried Steinert. Der Bildungsexperte hat festgestellt, dass sich die feste zusätzliche Kraft im Unterricht, sich auch bei den Lehrkräften bemerkbar mache: "Das hat zur Folge, dass die Kollegen nicht so häufig krank sind, nicht so häufig vertreten werden müssen und auch das trägt zu einem entspannten Lernklima bei." Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels sei das ein wichtiger Faktor.
Klassenassistenz nicht das gleiche wie Schulbegleitung
Klassenassistenzen - das mag klingen wie die Schulbegleitung im Rahmen der Inklusion. Aber es gibt einen entscheidenden Unterschied: Kinder, die Anspruch auf Schulbegleitung haben, bringen ihre feste Betreuungsperson mit. Das sei stigmatisierend, sagt Bratz. Und verkenne, dass eine zusätzliche Unterstützung in der Klasse für alle Kinder eine Bereicherung sei.
Viel Zuspruch für Petition
Die Forderung nach einer festen zusätzlichen Kraft hat schnell Anklang gefunden: Innerhalb weniger Wochen knackte die Petition die Marke von 5.000 Unterschriften. Eine entscheidende Etappe, so können die Petitentinnen und Petitenten ihr Anliegen nämlich mündlich vor dem Petitionsausschuss vortragen. "Aber natürlich ist es für Politikerinnen und Politiker ein starkes Indiz, dass etwas nicht in Ordnung ist, wenn so viele Menschen eine Petition unterschreiben", Claudia Schüßler von der SPD, Vorsitzende des Petitionsausschusses.
Entscheidung kann ein halbes Jahr dauern
Zumindest rief es auch die Bildungsexpertinnen und -experten der Landtagsfraktionen auf den Plan. "Wir wollen das Projekt gerne in unsere Materialsammlung aufnehmen und schauen, wie andere Modellprojekte in Städten und auf dem Land aussehen können", sagte Lena Nzume (Grüne). Der AfD-Politiker Harm Rykena ist überzeugt, dass sich die Unterrichtssituation mit der Klassenassistenz verbessern ließe. Ob es sie in Zukunft aber wirklich in jeder Grundschulklasse geben wird, bleibt abzuwarten. Bis sich der Petitionsausschuss entschieden hat, können durchaus sechs Monate vergehen, sagt die Vorsitzende Schüßler.