Historische Tapeten für Schloss Ludwigslust
Bis Ende 2024 sollen die Restaurierungsarbeiten am Schloss Ludwigslust abgeschlossen sein. Noch wird am Westflügel und im Goldenen Saal gearbeitet - ein weiterer Raum im Ostflügel erhielt eine besondere Tapete.
Lutz J. Walter ist extra aus Wernigerode nach Ludwigslust gekommen, im Gepäck die Nachbildung einer historischen Tapete, die er in seinem Atelier zuvor hergestellt hatte. Lutz J. Walter ist Tapetenrestaurator: "Das ist auf jeden Fall eine besondere Tapete, nicht nur von der kunsthistorischen Bedeutung, auch von der Technologie. Sie stammt etwa aus der Zeit um 1840, ein Neorokoko-Muster in Blaugrau, grünem Flock, vergoldeten Ornamenten mit satiniertem Fonds, also eine ganz hochwertige Ausstrahlung. Sie soll ein Textil imitieren."
Walter konnte diese neue Tapete in seiner Werkstatt rekonstruieren, weil es im Schloss Reste des Originals gab: "Die wurden hinter Sockelleisten-Verkleidungen aufgefunden. Die sind etwa zehn Zentimeter hoch und einen knappen Meter breit. Und daraus konnten wir erst mal das Muster erkennen. Wir hätten aus diesem Befundstück nicht das gesamte Design entwickeln können. Das war einfach zu gering in der Höhe. Aber es gibt einen Glücksumstand hier im Schloss, ein Raum im Westflügel hat die gleiche Tapete, das gleiche Muster, allerdings mit einer roten Beflockung."
Rekonstruierte Tapeten auch für den Westflügel
Der Raum, in dem die neue Tapete bereits angebracht ist, befindet sich im Erdgeschoss des Ostflügels. Dieser Teil des Schlosses wird bis zum Jahresanfang 2023 endgültig fertig sein, sagt die Projektleiterin beim zuständigen Bau- und Liegenschaftsamt Schwerin, Steffi Dahl: "Das gesamte Erdgeschoss des Ostflügels ist als multifunktionale Einheit zu betrachten. Hier wird es keine dauerhafte Ausstellung, sondern Wechselausstellungen geben. Zudem kleinere Veranstaltungen, vielleicht Lesungen oder kleine Konzerte."
Im Westflügel des Schlosses sind Handwerker noch mehrere Monate damit beschäftigt, die einzelnen Räume auf drei Etagen für ihre künftige Nutzung als Museum herzurichten. Für zwei Räume im zweiten Obergeschoss sind ebenfalls besondere Tapeten vorgesehen. "Da haben wir in dem einen Raum so eine fast ägyptisierende Tapete mit Gelb und Brauntönen und Türkis", sagt Steffi Dahl und Lutz J. Walter ergänzt: "die zweite Tapete ist eine einfarbige Tapete, die mit einer ganz aufwendigen, Fruchtbordüre umrahmt ist, also eine Bordüre mit exotischen Früchten, mit Ananas und Trauben. Die könnte man fast noch ins später achtzehnte Jahrhundert einordnen. Eine ganz frühe Phase, die also auch hier noch nicht so repräsentiert ist. Das wird also auch ganz aufwendiger und sehr, sehr schön Raum."
Einfacher "Spezialkleister" jahrhundertelang erprobt
Ob Lutz J. Walter letztlich den Zuschlag für diese Arbeiten bekommt, wird sich zeigen, denn die Ausschreibung ist noch nicht abgeschlossen. Er wolle sich aber beteiligen, kündigte der 64-Jährige an, der sich mit seiner seit 1986 bestehenden Firma auf Tapetenrekonstruktion spezialisiert hat: "Es gibt in Deutschland noch eine Handvoll andere Ateliers, die sich mit Tapetenrestaurierung befassen. Tapetenrekonstruktion in der Form wie das, was Sie hier sehen, machen nur wir in Deutschland."
Neben der Tapete hat der Raum auch noch ein obere und eine untere Bordüre bekommen - geklebt mit einem besonderen Kleister: "Den können Sie auch in der Küche verwenden. Das ist ein Weizenstärkekleister. Der wird also gekocht. Den setzt man im bestimmten Verhältnis an, bis er glasig wird. Dann muss er auf ein verarbeitbares Verhältnis runter verdünnt werden. Das war der erste Kleister, den man auch für das Tapezieren von ganz frühen Papiertapeten verwendet hat." Die erste Tapete ist nun im Ostflügel angebracht - zwei weitere Tapeten aus der Zeit des 18. Jahrhunderts sollen dann möglichst 2023 im Westflügel des Ludwigsluster Schlosses folgen.