Barlach-Statue für Güstrow: Gießerei beginnt mit Arbeiten
Dem Bildhauer, Schriftsteller und Zeichner begegnet man in der Mecklenburgischen Kleinstadt an vielen Orten. In diesem Jahr soll der Künstler Ernst Barlach auch öffentlich in Güstrow zu sehen sein - als Bronze-Statue. Ein Werkstattbesuch.
Eine grüne Flamme lodert aus dem Ofen, in dem die Bronze auf etwa 1.100 Grad erwärmt wird. Vor dem Ofen stehen mehrere hohle Gips-Zylinder. In sie gießen die Mitarbeiter der Ziesendorfer Bronzekunstguss Manufaktur von Andre Lachmann die brodelnde, leuchtende Bronze hinein. Sie tragen dicke Handschuhe, Masken, Brillen und Gummistiefel, falls etwas daneben geht. Andre Lachmann erklärt den Prozess: "Als erstes haben wir jetzt den Kopf gegossen, gestern haben wir noch die beiden Beine gegossen und heute sind wir dabei und machen die Plinthe fertig. Dann kommt noch der Oberkörper, und dann können wir anfangen zu montieren."
Wenn die Einzelteile fertig gegossen sind, kann Andre Lachmann sie vorsichtig aus dem Gips freiklopfen. Im nächsten Schritt wird die Bronze dann mit Säure bearbeitet, damit sie ihren Gold-Ton verliert, erklärt der Gießer: "Erstmal wird sie dunkel gemacht und dann je nachdem, was der Künstler gerne möchte, ob sie ein bisschen grün werden oder ins Braune gehen soll: Wir können alle möglichen Farben machen."
Geteilte Ansichten über Barlach-Statue
Auch der Güstrower Künstler Henning Spitzer ist vor Ort in der Gießerei in Ziesendorf und beobachtet den Prozess. Die Plastik ist sein Geschenk an die Stadt. Inspiriert von einem Foto von Ernst Barlach, auf dem er in leicht gebückter Haltung steht, mit ernstem Blick, Gehstock, Hut und einer Hand in der Manteltasche, erinnert sich Spitzer. "Ich habe dieses Foto gesehen und fand: Das ist eine sehr interessante Form, die ich gern mal bearbeiten möchte. Erst in den Gesprächen mit Leuten, die selbst Barlach kannten, habe ich erfahren, wie seine Erscheinung in Güstrow war - daraufhin habe ich richtig Feuer gefangen und konnte erst richtig beginnen."
Ausgerechnet die Enkel Barlachs sowie die Barlachstiftung selbst waren gegen das Projekt. Barlach sei ein menschenscheuer und zurückgezogener Mann gewesen. Eine 2,40 Meter und 300 kg schwere Bronze-Statue hätte er nicht gewollt. Henning Spitzer ist sich dessen bewusst: "Ich bin mir sicher, er würde es nicht wollen", räumt auch er ein. "Schon zu Lebzeiten wollte man den Weg zu seinem Atelierhaus Barlachweg nennen - er hat es dankend abgelehnt, das sagt doch eigentlich alles. Ich denke, solche Ehrungen und Würdigungen passieren immer postum. Kaum jemand kann sich das vorstellen zu Lebzeiten."
Würdiger Platz für Barlach-Statue in Güstrow
Trotz aller Bedenken haben die Stadtvertreter sich schließlich entschieden, dass die Statue im Mai aufgestellt werden soll - auf einem kleinen Platz zwischen Stadtmuseum und Ernst-Barlach-Theater. "Es ist ein sehr guter Standort dafür", findet Spitzer. "Barlach steht nicht auf dem Marktplatz im Mittelpunkt, das hätte er auch nicht gewollt. Aber diese Aufstellung zwischen Strauch und Baum. Wenn man will, findet man ihn, aber er ist nicht ganz vordergründig. Ich glaube, es ist würdig."
Für die Materialkosten waren rund 25.000 Euro Spenden zusammengekommen. In der Ziesendorfer Bronzegießerei hat das Team noch einige Wochen zu tun, bis die Statue fertig ist. Dann folgt der Transport, und am 12. Mai soll sie planmäßig an ihrem Platz in Güstrow stehen.