"Secret of Light": Magische Fotos von Ralph Gibson in Hamburg
Die Deichtorhallen zeigen den Werdegang Ralph Gibsons zu einem der bedeutendsten Fotografen Nordamerikas. Die umfassendste Schau des Fotografen überhaupt mit rund 300 Werken von den 1960ern bis heute.
Der Korpus einer Gitarre mit einer Hand, die die Saiten zupft, dahinter ein geflochtenes Babybett. Fast schemenhaft, wie ein Schatten, streckt sich daraus eine winzige Kinderhand empor. Dieses Foto ist eines der frühen Bilder Ralph Gibsons aus den 60er Jahren. Damals war der bei der Navy zum Fotografen ausgebildete Künstler noch Dokumentarfotograf, erzählt er. "Fotografie hat mir schon immer die Möglichkeit geboten, meine Wahrnehmung der Welt auszuloten. Das, was ich durch den Sucher meiner Kamera sehe, ist echt."
Surrealistische Serie:" Der Schlafwandler"
Ab 1970 wandte sich Gibson einer ganz neuen Art der Fotografie zu: Mit der Serie "Der Schlafwandler" werden seine Fotos fast surrealistisch, magisch und geheimnisvoll. Eine halb geöffnete Tür, durch die das Licht auf den Holzboden fällt – auch hier wieder eine Hand, die strahlend beleuchtet nach dem Türknauf greift. Dieses Foto zeigt genau das, wofür Gibson seit dieser Serie so bekannt ist: Fragmente von Körpern, manchmal Gegenstände, von denen man nur ihre Form wahrnimmt, extreme Kontraste zwischen schwarz und weiß, Licht und Schatten. "Für mich ist Licht etwas absolut Perfektes. Wie das Wetter. Das Wetter ist immer perfekt. Es ist ein Zustand, der nicht verhandelbar ist. Es ist, was es ist – unabhängig von unserem Einfluss. Das Licht ist immer perfekt!"
Statistenrollen in Hitchcock-Filmen
Licht faszinierte Gibson schon als Kind, als er in der glamourösen Filmwelt Hollywoods der 40er und 50er Jahre groß wurde. Sein Vater war Regieassistent bei Alfred Hitchcock, in dessen Filmen Ralph Gibson manchmal Statistenrollen übernahm. Die riesigen Scheinwerfer damals beeindruckten ihn zutiefst: "Ich fand die heiß strahlenden Scheinwerfer toll! Diese ganzen Kontraste von schwarz und weiß! Damals entschied ich mich tief in meinem Unterbewusstsein, Fotograf zu werden."
"Zeichner mit Licht" in den Deichtorhallen
Ralph Gibson zeichnet in seinen Fotos geradezu mit Licht. Geschichten zu erzählen oder die Realität zu dokumentieren – das interessiert ihn dabei nicht. Seine Werke jenseits der konventionellen Fotografie sind ästhetisch, oft fast grafisch. "Ich bin kein Geschichtenerzähler – ich bin Formalist!", betont er.
Strukturen und Formen fotografiert er oft nur in Ausschnitten: den karierten Hosenbund am nackten Bauch, ein zu eng geknöpftes Jacket, dessen gequälter Stoff Dreiecke bildet. In seiner Serie "Nudes" von nackten Frauenkörper geht es nicht um die Körper selbst. Auch hier manchmal kaum zu begreifende Ausschnitte, wie die zarten Schlüsselbeine mit dem Halsansatz in nuancierten Grautönen. "Ich bin nicht mehr so an den Motiven interessiert, sondern daran, welchen Affekt das Foto auf den Betrachter hat", erklärt er.
Ralph Gibson mit größter Schau in Hamburg
Mit rund 250 Fotos aus Gibsons Privatbesitz und knapp 60 aus der Sammlung F. C. Gundlachs aus den Deichtorhallen ist die Ausstellung die umfassendste Schau des 84-jährigen Fotografen überhaupt. Sie ist beeindruckend und lässt Besucherinnen und Besucher in eine faszinierende Welt von Kontrasten und Formen eintauchen, die eine magische, traumhafte Realität entstehen lassen.
"Secret of Light": Magische Fotos von Ralph Gibson in Hamburg
Der Fotograf zählt zu den bedeutendsten Nordamerikas. Rund 300 seiner Werke sind jetzt in den Deichtorhallen zu sehen.
- Art:
- Ausstellung
- Datum:
- Ende:
- Ort:
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Deichtorhallen - Halle für aktuelle Kunst
Deichtorstraße 1-2
20095 Hamburg
- Öffnungszeiten:
- Dienstag - Sonntag 11-18 Uhr
Jeden 1. Donnerstag im Monat 11-21 Uhr außer an Feiertagen
Montags geschlossen