Eine computergeneriertes Bild zeigt einen Ausstellungsraum von schräg oben, in dessen Mitte ein ausgebranntes Auto sowie eine Wand mit Grafitti stehen. © Jangled Nerves

Museum für Hamburgische Geschichte: So soll es nach dem Umbau aussehen

Stand: 30.08.2024 15:46 Uhr

Eine neue Dauerausstellung, eine Öffnung des Gebäudes zu Planten un Blomen sowie mehr Barrierefreiheit und Partizipation - das sind nur einige der Ziele, die durch den Umbau des Museums für Hamburgische Geschichte erreicht werden sollen.

Bis Ende 2028 soll das Museum für Hamburgische Geschichte umfangreich modernisiert werden - am und im Gebäude, aber auch durch die Neugestaltung der ständigen Ausstellung. Die größten baulichen Veränderungen sind vor allem der neue, barrierefrei gestaltete Eingangs- und Empfangsbereich auf der Ostseite sowie die Öffnung des Museums zu Planten un Blomen auf der Westseite des Hauses. Dort soll auch eine neue Gastronomie mit Terrasse zum Park entstehen. Außerdem in Planung fürs Erdgeschoss: ein frei zugänglicher Lesesaal "mit Lounge-Charakter" sowie Workshop-Räume für Schulklassen und andere Gruppen.

Vom Mittelalter bis heute: Neuer Rundgang mit Bezügen zur Gegenwart 

Eine computergeneriertes Bild zeigt einen Ausstellungsraum, in dessen Mitte ein großes Schiffsmodell steht. © Jangled Nerves
Natürlich kommt auch das neugestaltete Museum für Hamburgische Geschichte nicht ohne Schiffsmodelle aus.

Die neue Dauerausstellung wird vom Stuttgarter Gestaltungsbüro Jangled Nerves entworfen. Dessen Plan ist, "das Stadtmuseum als Dialogplattform einer diversen Stadtgesellschaft und seine Dauerausstellung als Kommunikationsort auszuprägen." Im ersten Stock soll chronologisch-thematischer Rundgang durch die Geschichte Hamburgs entstehen - von der Stadtgründung im Mittelalter bis zur jüngsten Vergangenheit. Immer wieder aufgebrochen wird die Chronologie dabei durch Themeninseln, die Bezüge zwischen Vergangenheit und Gegenwart herstellen und an Orte wie den Hamburger Dom, das Rathaus, den Hafen oder den Fernsehturm geknüpft sind. Zusätzlich behandeln Themenstränge, die sich durch die gesamte Dauerausstellung ziehen, Dinge wie das jüdische Leben in Hamburg, Migration, Kolonialismus und Umweltfragen.  

Im zweiten Stock ist geplant, die Menschen in Hamburg und ihre Lebenswelten in Geschichte und Gegenwart in den Blick zu nehmen. Dort soll auch eine Fläche zum Thema "Kind sein in Hamburg" sowie ein sogenanntes Stadtlabor entstehen - zum "kreativen Arbeiten, Mitgestalten und Verweilen", wie das Museum schreibt. 

"Jahrhundertprojekt": Zwei Räume der Villa Rücker im Museum  

Für den Südflügel des zweiten Obergeschosses kündigt das Haus ein "wirkliches Jahrhundertprojekt" an: den Nachbau zweier historischer Räume der spätklassizistischen Villa Rücker aus dem Hamburger Stadtteil Hamm. Das Gebäude war 1909 abgerissen worden, die Innenausstattung vorher geborgen worden. Eigentlich sollte diese schon vor über 100 Jahren im Museum präsentiert werden - nun wird sie Teil der neuen Ausstellung. Zu der Villa sagt Hans-Jörg Czech, Vorstand der Stiftung Historischer Museen: "Das ist eines dieser Landhäuser, die es früher nicht nur im Hamburger Westen, sondern auch im Osten gab. Da gibt es ganz viele Geschichten, die man da erzählen kann. Und das wird nun im historischen Interieur, das seit über 100 Jahren bei uns in den Depots eingelagert war und nie gezeigt werden konnte, wieder möglich sein."

Eine computergeneriertes Bild zeigt eine lichtdurchflutete Gastronomiefläche mit einer Bar, Tischen und Stühlen. © Hoskins Architects
So stellt sich die das Architekturbüro Hoskins Architects die neue Gastro-Fläche des Museums vor.

Eine halbe Million Exponate hat das Museum in seiner Sammlung. Museumsdirektorin Bettina Probst und ihr Team überlegen jetzt noch einmal ganz neu, welche davon künftig gezeigt werden. Eins ist klar: Der mutmaßliche Schädel von Klaus Störtebeker wird auch im neuen Museum zu sehen sein. Wie auch die beliebte Modelleisenbahnanlage, die ihre neue Heimat im dritten Stock finden soll. Dort wird sie nicht wie bisher isoliert stehen, sondern mit den Themenbereichen Verkehrsgeschichte und Nachhaltigkeit verbunden sein.

Keine eigene jüdische Abteilung

Eine eigene jüdische Abteilung wird es nicht geben. Mit einem Expertengremium berät das Museum gerade, wie man jüdische Einflüsse auf die Stadtgeschichte oder bekannte Menschen wie Salomon Heine oder Albert Ballin in die Dauerausstellung integrieren kann. Auch die neuere Geschichte wird eine Rolle spielen, sagt Kultursenator Brosda: "Da steht zum Beispiel ein Autowrack der Ausschreitungen rund um den G20-Gipfel. So etwas zu zeigen und daran sich Diskussionen entzünden lassen, das sind alles Chancen, die man neu wird entdecken können."

Im Februar 2023 begannen die Vorbereitungen, im Januar dieses Jahres wurde das Museum für Hamburgische Geschichte dann komplett geschlossen. Für den Umbau werden 83 Millionen Euro von der Stadt Hamburg sowie 18 Millionen von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien bereitgestellt.

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Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 30.08.2024 | 19:30 Uhr

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