Maler Badel: Von der tödlichen Krankheit zum Neuanfang mit Links

Stand: 26.03.2024 06:00 Uhr

von Annika Röhrs

"Ich habe 57 Jahre gelebt, ohne wirklich gelebt zu haben", sagt Mark-Roger Badel. "Wenn man es so sieht, ist das eine Auferstehung. Jeder Tag." Er lag acht Wochen auf der Palliativstation der Asklepios Klinik St. Georg in Hamburg - mit einer tödlichen Diagnose. "Im Internet habe ich bei meiner Erkrankung gelesen: neun Monate, das wars dann. Und ich hatte schon vier Monate hinter mir. Da habe ich gedacht: okay, ein paar Monate noch."

Eine zugelassene Therapie gibt es nicht. Die Chancen für ihn waren gering. Die seltene Viruserkrankung PML hat sein Gehirn befallen. "Ich wollte Adieu sagen." Doch es kommt anders: Nach acht Wochen kann Mark-Roger Badel die Palliativstation verlassen, eine experimentelle Therapie schlägt offenbar an. Eigentlich sollte er in der Seniorenresidenz Hoisdorf nur in Kurzzeitpflege gehen. Jetzt will er bleiben - es gefällt ihm hier.

Zwar nicht geheilt, aber Zeit bekommen

Mark-Roger Badel sitzt im Rollstuhl © Screenshot NDR
Unterstützung bekommt Mark-Roger Badel von Palliativbiografin Sabrina Görlitz.

Geheilt ist Mark-Roger Badel zwar nicht, aber er hat Zeit geschenkt bekommen. Er braucht jetzt einen Rollstuhl und kann seine rechte Hand nicht mehr nutzen. "Ich scheue mich jetzt, wenn ich sagen soll, das ist für mich gemacht, dieses Leben jetzt mit dem Rollstuhl", erzählt der 59-Jährige.

Vor acht Monaten hat Badel der Palliativbiografin Sabrina Görlitz seine letzten Worte anvertraut. Ihr zeigt er jetzt seine Fortschritte. Nun ist er ihr erster Patient, der von so etwas wie Auferstehung sprechen kann: "Wie jetzt gerade am Handlauf ist das sehr plakativ und eindrücklich - ich stehe tatsächlich auf. Und nicht nur das ist eine Auferstehung für mich, sondern fast jede Stunde, also jeder Moment."

Mark-Roger Badel malt wieder - mit links

Eine Hand zeichnet mit Farbe © Screenshot NDR
Mark-Roger Badel ist wieder im Leben - und am Zeichnen.

Seit kurzem malt er auch wieder. 40 Jahre lang hat er Kunst gemacht. Doch bisher immer nur mit rechts: "Dass ich das mit der linken Hand so hinkriege, das hätte ich mir nie vorgestellt. Ich hätte vermutet, dass ich mehr strauchele, die Linie nicht so durchziehen kann. Ich mach das mit links - das hat so eine schöne Doppelbedeutung."

Seine nächste Ausstellung führt ihn zurück auf die Palliativstation. Doch diesmal kommt Mark-Roger Badel als Künstler zurück. Gemeinsam mit dem Pflege- und Ärzte-Team der Palliativstation plant er eine lebendige Ausstellung. Mark-Roger Badel kann hier etwas zurückgeben. Und das macht er: mit links. "Das ist mein Weg. Genau diese Todeserfahrung, diesen Wunsch, den musste ich, in dieser Tiefe und genau so, wie es jetzt passiert ist, das musste ich fühlen, da musste ich durchgehen, damit die linke Hand zum Vorschein kommt."

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