"Hamburg und Tirol - eine Alpenfreundschaft?" im MARKK Hamburg
Die Ausstellung "Hamburg und Tirol - eine Alpenfreundschaft?" im Hamburger Museum MARKK zeigt bis Ende 2023 die historisch gut abgesicherte Faszination der Norddeutschen für die Alpenregion.
Im MARKK, dem früheren Völkerkundemuseum in Hamburg hat eine Ausstellung eröffnet, die eine fast skurrile Freundschaft illustriert: die zwischen Tirol und Hamburg. Diese fing schon deutlich vor 1900 an und gipfelt in den fast rituell wahrgenommenen sogenannten Ski-Ferien, die es so nur an Alster und Elbe gibt.
Seltene Fundstücke belegen Hamburgs Faszination für Tirol
Die Ausstellung ist im Titel zwar noch mit einem Fragezeichen versehen, beweist aber eine historisch gut abgesicherte Faszination der Norddeutschen für diese Alpenregion - mit Fundstücken, die bislang noch nie zu sehen waren.
Selbst die Hausherrin des Museums, Barbara Plankensteiner, kam aus dem Staunen nicht heraus. Obwohl sie doch selbst aus der Region stammt, aus Bozen in Südtirol. "Diese Masken, die wir hier zeigen, sind wirklich grandiose und faszinierende Kunstwerke. Ich hab das nie erlebt. Aber es gibt ein Revival von Maskentraditionen in Südtirol zum Beispiel, von denen ich gehört, aber die ich selbst auch noch nicht gesehen habe."
Oder das unscheinbare Kästchen in einer Vitrine: ein Seelenkartenspiel: "Das ist für mich schon interessant, weil ich ja auch in diesem Kontext aufgewachsen bin und ich auch noch alte Großtanten hatte, die mir Geschichten erzählt haben als kleines Kind. Darin ging es auch immer um den Teufel und dass mal viel beten muss, damit man nicht ins Fegefeuer kommt, sondern in den Himmel. Aber dass es ein Kartenspiel gab, das wusste ich nicht."
Hamburger lieben gemütliche Zirbelstuben, Schnee und Sport Tirols
Musik gibt es keine in der Ausstellung zu hören, aber Geschichten: von Hamburgern, die einen Narren gefressen hatten an den Bergen, den gemütlichen Zirbelstuben, dem Schnee, dem Sport. Geschichten, wie die von Ulf Deutsch: "Hier in Hamburg hatten wir unglückliche Frühjahrsferien. Man konnte in der Zeit nichts machen außer Skilaufen. Und das haben wir dann wieder aufgefrischt."
Dabei half den jungen Familien von Anfang an der Deutsche Alpenverein, einer der mitgliederstärksten Sportvereine des Landes. Er organisierte einen Nachtzug, der bis Innsbruck fuhr, wo die Sportbegeisterten in einen Bus bis nah an den Berg gebracht wurden. "Da gab's die alten Skihütten, die Vereinshütten, und da konnte man für 2 Mark 80 Matratzenlager bekommen. Das war ein sehr familiäres Unternehmen, aber bis dahin zu kommen war oft sehr mühselig.", so Ulf Deutsch.
Skischule St. Pauli stiftet uralten Holzski für Ausstellung
Der meterhohe Tiefschnee, durch den die Hamburger noch in den 1970er-Jahren wedeln konnten, ist auf diesen Filmaufnahmen aus den 1970er Jahren zu sehen. Daneben uralte Holzski, die - man staunt schon wieder - eine "Skischule St. Pauli" zur Verfügung gestellt hat.
Hier, auf dem Kiez der Hansestadt, war in den 30er-Jahren das Zentrum der Tirol-Begeisterung: das "Zillertal" am Spielbudenplatz, ein Lokal für Blasmusik zum Mitschunkeln. Gleich nebenan im "Panoptikum" konnte man "Mariedl - die Riesin aus Tirol" bestaunen: als Wachsfigur im Trachtengewand, angeblich 2.27 Meter groß. Nicht weit davon wurde ein riesiger Vergnügungspark mit Alpenpanorama betrieben, die "Bergfahrt in Tirol", eine Art Geisterbahn mit extralanger Rutschbahn.
Tiroler Trachten im MARKK Hamburg nur auf Plakaten und Fotos
Das Thema Trachtenkleidung übrigens findet in der Ausstellung nur auf Plakaten und Fotos statt. Und im Katalog, wo die Wiener Kulturwissenschaftlerin Elsbeth Wallnofer sehr amüsant den "Salontiroler" beschreibt, eine ausschließlich männliche Spezies, der sie auch Bayerns Ministerpräsident zurechnet. Ihr Eröffnungsvortrag in herrlich kehligem Vinschgauerisch war ein Erlebnis. "Die Forschungen haben mir gezeigt, dass man immer nur das Hübsche in den Erzählungen betont hat. Das Hässliche hat man in den Geschichten verschwiegen, obwohl es auch Beschreibungen darüber gibt, wie hässlich die Leute darin ausgesehen haben."
Sie haben es gelernt, die Tiroler Buam und Madln, in weit über hundert Jahren, mit dieser historisch verbürgten Liebe der Norddeutschen umzugehen.
"Hamburg und Tirol - eine Alpenfreundschaft?" im MARKK Hamburg
Das Hamburger Museum belegt künstlerisch die langjährige und historisch gut abgesicherte Faszination der Norddeutschen für die Alpenregion.
- Art:
- Ausstellung
- Datum:
- Ende:
- Ort:
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Museum am Rothenbaum
Rothenbaumchaussee 64
20148 Hamburg - Telefon:
- (040) 42 88 79 - 0
- E-Mail:
- info@markk-hamburg.de
- Preis:
- 8,50 Euro, ermäßigt 4,50 Euro
- Öffnungszeiten:
- Dienstag bis Sonntag: 10 bis 18 Uhr
Donnerstags bis 21 Uhr