Andreas Herzau ist tot: Er fotografierte Merkel, Moskau und Momente
Andreas Herzau ist nach langer Krankheit im Alter von 61 Jahren verstorben, wie seine Agentur Laif mitteilte. Bekannt wurde der Hamburger Fotograf für seine Langzeitbeobachtung von Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Nach Angaben seiner Fotoagentur Laif, bei der Andreas Herzau auch im Vorstand war, verstarb der Fotograf am 6. Februar. "Wir vermissen nicht nur seine fotografische Arbeit, seine visionäre Klarheit und energetische Kraft, sondern auch ganz besonders seinen unerschütterlichen Glauben an die Bedeutung der Fotografie", teilte die Agentur mit Sitz in Köln auf ihrer Internetseite mit.
"AM": Bildband über Angela Merkel
Andreas Herzau hat Bundeskanzlerin Angela Merkel mehr als 10 Jahre lang fotografisch begleitet. 2018 brachte er den Bildband "AM" raus. In diesem thematisierte er das Verhältnis von Politik und Öffentlichkeit und machte sich die Unverwechselbarkeit der Kanzlerin zu nutze. Seine Bilder zeigen teilweise nur kleine Bildausschnitte: Ein Hinterkopf, ein Teil ihrer Silhouette, ein weißer Blazer umringt von schwarzen Sakkos. Sein Antrieb für die Arbeit sei weniger politische Sympathie gewesen, als das Interesse, wie man einer Person gerecht werden kann, die durch ein inflationäres Maß an Bildern täglich aufs neue unkenntlich wird.
Atmosphäre der Großstädte
Immer wieder porträtierte Herzau in seinen Bildbänden Großstädte: Er fing unter anderem die Atmosphäre von New York oder Istanbul ein. 2010 porträtierte er auch Moskau. In seinem Bildern zeigte er, wie Reichtum und Armut in der russischen Hauptstadt Seite an Seite existieren: Bilder des ungezügelten Kapitalismus konkurrieren mit alten Machtsymbolen.
Hamburger Stiftung F.C. Gundlach pflegt Herzaus Werk
Um Herzaus Werk wird sich nun die Stiftung F.C. Gundlach aus Hamburg kümmern. "Mit seinen Fotografien war er stets dicht an den Menschen dran, den Bildgegenstand dabei oft dynamisch im Anschnitt ins Bild setzend", teilte die Stiftung auf ihrer Internetseite mit. Er habe unter anderem die Love Parade in Berlin 1999 fotografiert und eine subjektive Bestandsaufnahme des Lebens in Deutschland 15 Jahre nach der Wiedervereinigung erstellt. "Die Qualität seiner fotografischen Arbeit zeigt sich in der subjektiv-authentischen Charakterdarstellung ganzer Städte und Länder", hieß es weiter.
Herzau hatte zunächst Schriftsetzer gelernt und kam Anfang der 1990er-Jahre zu Fotografie. In Hamburg gründete er mit Gleichgesinnten die Fotoagentur Signum Fotografie. Seit 1999 arbeitete er für die Agentur Laif, bei der er auch im Vorstand saß. Herzau erhielt für sein Werk zahlreiche Preise. Zuletzt wurde er 2017 für die beste politische Fotografie des Jahres ausgezeichnet.