ADC Festival sucht kreative Lösungen und will Trends setzen
In Hamburg treffen sich seit Dienstag die Kreativköpfe der Werbebranche beim ADC Festival. Der Art Directors Club kürt die besten Arbeiten des Jahres, wirft aber auch einen Blick in die Zukunft: Was beschäftigt die Gesellschaft?
Jedes Jahr trifft sich der Art Directors Club zu einem Austausch. Bis zum Freitag kommen rund 9.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum diesjährigen ADC Festival im Schuppen 52 im Hamburger Hafen zusammen. Zum Auftakt diskutieren 450 Jury-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer und entscheiden, welche Arbeiten, welche Kampagnen, welche Talente es verdient haben, ausgezeichnet zu werden. Am Ende winkt einer der begehrten ADC-Nägel - das sind gewissermaßen die deutschen Werbe-Oscars. Aber nicht nur die Preise stehen in diesen Tagen im Fokus. Die Arbeit, Ausrichtung und Inhalte von Werbeagenturen haben sich erweitert. Jo Marie Farwick ist diesjährige Jury-Vorsitzende:
"Ich finde, dass sich unsere Jobs und unsere To-Dos insofern geändert haben, weil wir dabei helfen können, ein bisschen mehr zu tun als die Flaschen vom Hof zu kriegen", sagt Farwick. Und die Präsidentin des Art Director Clubs, Dörte Spengler-Ahrens, ergänzt: "Der ADC-Kongress ist wichtig, weil wir es wichtig finden, dass Kreative mehr tun müssen, als nur Kaugummis zu verkaufen, sondern auch einen Beitrag und eine Verantwortung haben, mit ihrer Kreativität die Welt zu verändern. Deshalb heißt unser Kongress auch 'Change The World With Creativity'."
Ski Aggu und Nora Fingscheidt: Change The World With Creativity
Deswegen dreht sich beim Kongress nicht alles nur um Werbung. Über 35 Speaker tauschen sich am Donnerstag in verschiedenen Gesprächsrunden darüber aus, wie das gehen könnte: die Welt durch kreative Lösungen zu verändern. Unter ihnen sind die "Systemsprenger"-Regisseurin Nora Fingscheidt, Star-Architekt und Designer Hadi Teherani oder Rapper Ski Aggu.
"Wir sitzen natürlich am Puls der Zeit, was Trends angeht", sagt Jo Marie Farwick die auch gleichzeitig Gründerin des Hamburger Kreativkollektivs Überground ist. "Dinge, mit denen wir uns befassen, sind das, was dann später in der breiten Gesellschaft ankommt. Wir sind dann schon von Anfang an mit dabei."
Kreative Lösungen abseits der Werbung
So wird in der Branche und für Kunden bei Projektplanungen bereits kräftig der Einsatz von KI mitgedacht. Aber auch andere Lösungen für Probleme der Zeit will die Kreativbranche liefern, wie Dörte Spengler-Ahrens erklärt, die 28 Jahre in der Geschäftsführung der Hamburger Agentur Jung von Matt aktiv war.
"Ein Beispiel von einem Kongress-Speaker hier beim ADC: Die haben für Frankreich etwas erfunden. Anstatt einen ganz normalen Commercial zu machen, wo es darum geht, wie toll die Renault-Autos sind, haben die ein Airbnb für Elektromobilität erfunden. Das heißt, alle Privatleute mit einer E-Ladestation lassen sich da registrieren. Leute, die verreisen, können da rechts ranfahren und da ihr Auto aufladen."
Gute Werbung muss Gehirn und Herz haben
Neben der Nachhaltigkeit geht es aber auch einfach um richtig gute und kreative Werbung. Die ist für die Vorsitzende Jo Marie Farwick klar auszumachen: "Die Koordinaten sind Bauch und Brain - oder Gehirn und Herz. "Wenn da irgendwas vibriert, dann kann ich mir selbst oder dem, was in meinem Inneren vorgeht, schon trauen. Bei mir ist es oft so, dass es in irgendeiner Form intelligent sein muss und nicht einfach nur: For the fun of it", so Farwick. Man kann also gespannt sein, wer und was am Ende ausgezeichnet wird - kreativ wird es auf jeden Fall sein.