Volkskundemuseum Schönberg: Wiedereröffnung mit Lesungen
Vor einem Jahr kündigte die Stadt Schönberg in Mecklenburg-Vorpommern ihren Vertrag mit dem Trägerverein des Volkskundemuseums am Marktplatz der Stadt. Das Museum musste daraufhin schließen. Nun nimmt das Haus den Betrieb wieder auf.
Rund 1.000 Unterschriften hatte der Trägerverein mit Unterstützung vieler ehrenamtlicher Helfer für den Erhalt des Schönberger Volkskundemuseums gesammelt, aber letztlich war es die Kommunalwahl im Juni, die das Museum in zentraler Lage am Marktplatz gerettet hat. Denn die neue Stadtvertretung und insbesondere der neue SPD-Bürgermeister Lutz Götze schätzen die Bedeutung des Museums für Stadt und Region hoch ein und wollen es weiter erhalten - trotz angespannter Finanzlage: "Hier wird die Lebensweise des ehemaligen Ratzeburger Landes dokumentiert. Die Dinge, die wir haben, sind unwiederbringbar. Die kann man nicht einfach weg stellen. Unser Museum ist ein Stück Schönberger Geschichte, ein Stück Heimatgeschichte, die über die Grenzen von Mecklenburg-Vorpommern hinaus geht. Deshalb ist das für uns ein wichtiger Punkt für die Tradition der Stadt und auch für den Tourismus."
Finanzierung des Volkskundemuseums Schönberg gesichert
Deshalb unterstützt die Stadt Schönberg den Museumsverein nun wieder mit 45.000 Euro jährlich und gewährt die mietfreie Nutzung des repräsentativen Gebäudes am Marktplatz. "Das ist natürlich ein ganz schöner Brocken für die Stadt, weil es letzten Endes keine Pflichtaufgabe ist", räumt Bürgermeister Götze ein und sucht weitere Partner. "Ich habe bereits ein Gespräch mit dem leitenden Verwaltungsbeamten vom Amt Lauenburger Seen geführt. Ich habe auch mit dem Bürgermeister unserer Partnerstadt Ratzeburg gesprochen. Wir werden uns an den Landesmuseumsverband wenden. Da haben wir gute Kontakte, um sie mit ins Boot zu nehmen."
Das Amt Schönberger Land beteiligt sich bereits mit 15.000 Euro. Auch der Verein "Volkskundemuseum für Schönberg", der das Museum betreibt, leistet einen beträchtlichen Beitrag. Seine Mitglieder - unter anderem zahlreiche Wirtschaftsunternehmen der Region, der Heimatverein Fürstentum Ratzeburg sowie einige benachbarte Kommunen - finanzieren einen großen Teil der Kosten über ihre Mitgliedsbeiträge, erklärt Vorstandsmitglied Ronny Freitag, Chef der Schönberger Metallbaufirma Meback: "Wir haben ungefähr einen Haushalt von 130.000 bis 150.000 Euro jedes Jahr, die wir an Pflichtausgaben für den Museumsbetrieb und für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben. Der Anteil der Stadt hat gefehlt, um das überhaupt aufrecht zu erhalten. Durch die Zusage sind wir in der Lage, eine hauptamtliche Museumsleiterin oder Museumsleiter zu finden."
Unterstützung durch Ehrenamtliche
Der ehemalige engagierte Museumsdirektor Olaf Both hatte Schönberg aufgrund der unklaren Perspektiven im vergangenen Jahr verlassen. Seine Arbeitsschwerpunkte Dokumentation und Forschung sowie eine einladende Dauerausstellung mit vielen Veranstaltungen und regelmäßige Sonderausstellungen zu bestimmten Themen sollen durch die neue Museumsleitung wieder aufgenommen werden. Das sei nur mit viel ehrenamtlicher Unterstützung möglich, sagt Eleonore Glöde, Vorsitzende des Heimatvereins: "Um die Dienste abzusichern, sind die Ehrenamtlichen ganz wichtig. Wir haben einen Pool von Ehrenamtlichen, die verschiedene Sachen unterstützen und auch Veranstaltungen vorbereiten. Da ist man auf Hilfskräfte angewiesen."
Die ehrenamtlichen Helfer führen dann auch wieder durch die eindrucksvolle Ausstellung, die die politische, wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung der Grenzregion zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein zeigt: mit Gemälden, historischen Fotos und Dokumenten, mit wertvollen Möbeln und Trachten, mit traditionellen Gebrauchsgegenständen und mit vielfältiger Volkskunst aus dem ehemaligen Fürstentum Ratzeburg, dessen Hauptstadt Schönberg war.
Das Museum öffnet seine Türen erstmals wieder am Donnerstag für eine Lesung der Heimatforscherin Elke Ferner zur Grenzöffnung vor 35 Jahren in der Region Ratzeburger Land. Am Sonnabend stellt der ehemalige Museumsdirektor Olaf Both seinen Bildband mit Fotos aus dieser Region vor. Ab der kommenden Woche ist das Volkskundemuseum wieder regulär geöffnet, immer dienstags bis donnerstags und samstags.