Schlauchboot mit als Flüchtlinge gestalteten Puppen über den Köpfen der Zuschauer auf einem Konzert. © picture alliance / Cover Images | CelebrityPhotosUK/Cover Images

Rettungsboot-Aktion bei Idles-Konzert: Banksy streitet mit Minister

Stand: 05.07.2024 11:35 Uhr

Undercover-Künstler Banksy hat sich gegen die Kritik des britischen Innenministers James Cleverly zur Wehr gesetzt, der seine Aktion für Flüchtlinge beim Glastionbury Festival als "widerwärtig und inakzeptabel" bezeichnet hatte.

Der britische Innenminister hatte Banksy vorgeworfen, er "trivialisiere die Überfahrt von Migranten mit kleinen Booten". Dessen Kritik sei "ein bisschen übertrieben", schrieb der aus Bristol stammende Künstler auf seinem offiziellen Instagram-Account, auf dem er seine Werke und Aktionen öffentlich macht. Banksy betonte, dass das von ihm finanzierte Rettungsschiff "MV Louise Michel" in der Nacht zum Montag 17 unbegleitete Minderjährige aus dem Mittelmeer gerettet habe. "Als Strafe haben die italienischen Behörden es festgesetzt - was mir widerwärtig und inakzeptabel erscheint."

"Crowdsurfing" mit Puppen im Gummiboot

Während eines Konzertes der Post-Punk-Band Idles am vergangenen Freitag hatte Banksy ein Schlauchboot mit Puppen in orangefarbenen Rettungswesten über die Zuschauermenge hieven lassen. Anfangs hatten die Zuschauer geglaubt, dass es sich um einen Teil der Freitagabend-Performance handelte. Ein Sprecher der britischen Punkband sagte der britischen Zeitung "The Guardian" jedoch, dass sie erst nach dem Ende des Auftritts von der Aktion erfahren hätten.

Passend zur Textzeile "My blood brother is an immigrant, a beautiful immigrant" aus dem Song "Danny Nedelko" tauchte das Boot über der Menschenmenge auf. In dem Song verurteilt die Band die rechtsgerichtete Einwanderungspolitik der britischen Regierung scharf und ruft zu Zusammenhalt und Mitgefühl auf.

Ambivalenz zwischen Flüchtlingsboot und Partystimmung

Mit der Aktion wollte der Undercover-Künstler offensichtlich die Überfahrt von Migranten mit kleinen Booten über den Ärmelkanal symbolisieren. "Der visuelle Effekt ist wirklich eindrucksvoll", sagte die Kunstvermittlerin Malin Heinecker, die auch für die Hamburger Kunsthalle arbeitet. "Weil dieses Boot aussieht, als würde es über die Wellen reiten, es schwimmt über die Menschenmenge und kentert eben auch mehrfach fast." Noch stärker sei jedoch der emotionale Effekt. "Die Menschen, über die das drüberfährt, die sind am Party machen. [...] Das ist eine ganz eigenartige Ambivalenz zwischen diesem Bild des Flüchtlingsbootes und dieser Partystimmung."

Die Idles waren am Freitagabend die letzte Band, die auf der Other Stage spielten. Zuvor hatte es noch Auftritte von Bombay Bicycle Club, Anne-Marie und Headie One gegeben. Der britische Schauspieler und Komiker Simon Pegg bezeichnete den Idles-Auftritt als "buchstäblich einen der großartigsten Auftritte, die ich je in Glastonbury gesehen habe".

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Morgen | 01.07.2024 | 07:10 Uhr

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