Museum Kunst der Westküste wird kurzerhand zur Kneipe
Das Museum Kunst der Westküste auf Föhr verwandelt sich für die Ausstellung "Bei Tante Herta" in eine alte Hafenkneipe. Dort sehen die Gäste nicht nur die alte Kneipe, sondern sie hören sie auch.
Alte Hafenkneipen sind meist das zweite Wohnzimmer von Einheimischen und Seebären. Das sind schon besondere Orte. Nur gibt es die heute kaum noch, es herrscht Kneipensterben. Was steckt dahinter? Bleiben manche Kneipen Legenden? Ein Beispiel dafür ist "Glaube, Liebe, Hoffnung" in Wyk auf Föhr. Eine Kneipe, die den meisten unter einem anderen Namen bekannt war. Daran erinnert eine neue Ausstellung im Museum Kunst der Westküste. Ohne die Station mit den Kopfhörern wäre es schwierig. Aber so wird das Kneipenfeeling von damals wieder lebendig. Wer die Kopfhörer aufsetzt und die Augen schließt, der könnte sich mit solchen Erinnerungen zurückträumen an diesen Ort, den es längst nicht mehr gibt.
Kai Ehlers hat die Kneipe erneut ins Leben gerufen
Dass man heute noch zumindest in Gedanken Bier und Köm bei Tante Herta trinken kann, liegt an Kai Ehlers. Der Dokumentarfilmer aus Berlin hat im Museum Kunst der Westküste eine gespenstische Wunderkammer aufgebaut. Mehr als 180 Seefahrersouvenirs aus aller Welt, afrikanische Skulpturen und Holzmasken, präparierte Fische und Reptilien - mit der Kneipe früher verschmolzen wie eine Tapete. Im Museum spuken sie von den Wänden, einzeln fotografiert und als Negative entwickelt. Kai Ehlers sagt dazu: "Ich komme seit meiner Kindheit auf diese Insel. Ich wusste von dieser Kneipe. Ich war nicht oft da, aber ich wusste, dass sie existiert. Ich wusste von meinen wenigen Besuchen um den besonderen Charakter dieser Kneipe und die ganzen Mitbringsel, die da zu sehen waren. Ich hatte einfach ein Interesse herauszufinden, was damit jetzt passiert und den Umgang damit zu finden, was da drin war. Ich war einfach auch neugierig auf die Geschichten."
Ehlers erzählt die Geschichte durch seine Bilder
Ein frischer Blick auf die Vergangenheit, die nicht nur schön war - darauf kam es Kai Ehlers an, sagt der Dokumentarfilmer. Damit meint er das Ende der Kneipe, die zwei Mal gestorben ist. Mit Tante Herta, der legendären Wirtin und ihrem Sohn Claus-Otto, der zwölf Jahre später an Heiligabend in die eiskalte Nordsee ging und ihr Erbe, das er nie wollte, der Seenotrettung vermachte. "Ich widersetze mich eigentlich dem, was vermutlich sein letzter Wille war, nämlich, dass alles verschwindet. Nicht nur er selbst, sondern auch die Kneipe und die Tradition, indem ich sozusagen das dokumentiere. Deswegen war es vielleicht die innere Aufgabe für mich zu sagen: 'Ich kann das nicht einfach nur reproduzieren, sondern muss mich sozusagen dazu künstlerisch verhalten, dass ich etwas festhalte.'" All das schimmert durch: in Fotos und Videoinstallationen, einer "Wunderkammer Hafenkneipe", in der Ehlers einer großen Frage Raum gibt: Was ist es wert, in Erinnerung zu bleiben?
In guten alten Zeiten schwelgen
Ein bisschen in guten alten Zeiten zu schwelgen - natürlich ist das erlaubt in der Ausstellung von Kai Ehlers. Wie gut, dass es die Station mit dem Kopfhörer gibt. Damit fällt das deutlich leichter. Wer will, kann im Museum Kunst der Westküste bis zum 10. September 2023 eine Antwort darauf suchen und die Erinnerung vielleicht ein wenig nachhallen hören.
Museum Kunst der Westküste wird kurzerhand zur Kneipe
"Bei Tante Herta - Wunderkammer Hafenkneipe": Kneipen können auch zur Legende werden. Ein Beispiel gibt es in Wyk auf Föhr.
- Art:
- Ausstellung
- Datum:
- Ende:
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Museum Kunst der Westküste
Hauptstraße 1
25938 Alkersum / Föhr - Telefon:
- +49 4681 74740-0
- E-Mail:
- info@mkdw.de
- Preis:
- 10 Euro