Nach dem verheerenden Brand in dem 400 Jahre alten Wahrzeichen der Stadt sitzt der Schock bei vielen tief. "Ich kenne dieses Gebäude schon mein ganzes Leben. Ich fahre hier fast täglich vorbei. Dass ausgerechnet die Börse brennt, während einer Renovierung, das macht mich sehr betroffen.", sagt ein Passant. "Das erinnert mich daran, als Notre Dame in Paris gebrannt hat. Es ist fürchterlich, das mit anzusehen."
"Ich liebe dieses Gebäude, wie die meisten Kopenhagener. Weil es ein echtes Wahrzeichen ist, dass wir alle mit etwas verbinden. Es berührt uns alle. Ich musste einfach herkommen."
König Christian der 4., einer der schillerndsten Monarchen der dänischen Geschichte, hatte das prächtige Renaissance-Gebäude um 1620 bauen lassen. Die Turmspitze mit den ineinander verschlungenen Drachenschwänzen ragte seitdem hoch über der Stadt. Am Dienstag mussten die Kopenhagener mit ansehen, wie sie lichterloh in Flammen aufging und in die Tiefe stürzte. Später griff das Feuer vom Dach auf das Gebäude über. Am Abend war der Brand unter Kontrolle – aber längst nicht gelöscht, wie Frank Trier Mikkelsen, Sprecher der Einsatzkräfte, erklärte:
“Wir haben es geschafft, zu verhindern, dass der Brand auf die eine Hälfte des Gebäudes übergreift. Da haben wir gerade immer noch Feuerwehrleute, um zu verhindern, dass es dort anfängt zu brennen. In der anderen Hälfte versuchen wir immer noch, den Brand zu löschen. Und das dauert – weil es schwer ist, da ranzukommen – wir können bislang nur von außen löschen.”
Das halbe Gebäude ist ausgebrannt, darunter der ikonische Börsensaal. Nur die äußeren Mauern konnten den Flammen standhalten. Jetzt gilt es für die Einsatzkräfte zu verhindern, dass dieser Teil der historischen Börse zusammenbricht. Zuletzt war das Gebäude Hauptsitz der Wirtschaftsorganisation Dansk Erhverv. Deren Chef Brian Mikkelsen stand nach dem Brand unter Schock.
“Das war der schlimmste Tag meines Lebens. 400 Jahre Kulturgeschichte sind dabei, verloren zu gehen. Unsere ganze Identität als Kaufmannsstadt, als Handelsstadt, die den Wohlfahrtsstaat aufgebaut hat, den wir heute haben. Es ging mir noch nie so schlecht wir heute.”
Nicht ganz verloren ist die große Kunstsammlung, die in dem Gebäude zuhause war. Etliche Kunstschätze konnten vor den Flammen bewahrt werden, sagt Camilla Jul Bastholm vom dänischen Nationalmuseum. “Wir haben viele hundert Gemälde und Kunstwerke aus der Börse geholt, dazu Spiegel, Kronleuchter, kleinere Skulpturen, einige Uhren und viele andere kleinere Gegenstände aus unserem kulturellen Erbe."
Noch liegt ein dichter Rauchgeruch über der Stadt. Und noch sind die Straßen rund um das Börsengebäude abgesperrt. In den kommenden Tagen aber, hoffen die Einsatzkräfte, können Ermittler das Gebäude betreten und nach der Ursache für den Brand forschen. Währenddessen grübeln die Kopenhagener schon an einem Plan, wie sie ihr geliebtes Gebäude wieder aufbauen können.