Ich arbeite seit über 40 Jahren im künstlerisch-kulturellen Bereich, erst 30 Jahre als Designer, Fotograf und Buchautor und seit 10 Jahren als Musiker. Alles was ich geschaffen habe, hatte mit Intuition, intellektuellem Engagement, Inspiration und "Seele" zutun. Haben Roboter eine Seele? Können Sie überhaupt eine haben? Nein. Folglich können sie auch keine Kunstwerke erschaffen, die Einblick in die Seele des Künstlers gewähren. Falls man in diesem Zusammenhang überhaupt von Kunst sprechen kann, ist es eben seelenlose, belanglose "Kunst", austauschbarer Kitsch wie "Röhrender Hirsch vor Alpenglühen". Sollten eines nahen oder fernen Tages die Roboter in der Lage sein - was das Schicksal verhüten möge - den Menschen auch in seinen ureigensten Disziplinen: der Intuition, der Fantasie und der Inspiration zu übertreffen, dann ist es Zeit, dass sich der Mensch von diesem Planeten verabschiedet und die Zukunft den Maschinen überlässt.
Was für eine tiefe und schwierige Frage! Ich arbeite in einem Museum hier in Florida, USA, und sehe den ganzen Tag, welche tiefen Gefühle das Betrachten eines Bildes/Objektes erzeugen kann. Ist es DAS, was entscheidend ist? Unsere "Masters of American Photography"-Ausstellung: Eine Fotografie zeigt unter anderem die Nahaufnahme einer Mutter aus der Depressionszeit, die zwei Kinder in ihren Armen hält, darunter noch ein Baby, das kaum zu sehen ist. Das Gesicht der Mutter, die Augen so voller Sorge und Hoffnungslosigkeit. Wenn man verweilt, ist man leicht "zu Tränen gerührt": Ist es nicht völlig egal, ob ein Mensch, ein Roboter oder eine trainierte Maus dieses Bild/ Photo 'geschaffen' hat, solange die menschliche Idee von Leiden und Mitleid der Auslöser war ?
Nicht jeder Mensch nimmt das Schöpferische wahr - nicht jeder Mensch ist kreativ. Ein Roboter bzw. Künstliche Intelligenz wäre demnach kreativ, wenn er/sie in der Lage wäre, Objekte künstlerisch wahrzunehmen. Das wäre dann der Fall, wenn wir Folgendes beobachten könnten: Der Roboter betrachtet absichtslos einen Gegenstand, hält unvermittelt inne und bringt dem erkannten Kunstobjekt Wertschätzung entgegen. Ich bezweifle, dass solch ein Szenario wahr sein kann. Die ästhetische Wertschätzung, die unvermittelt, das heißt nicht-programmiert, auftritt, scheint mir doch eine Kompetenz zu sein, die der menschlichen Vernunft vorbehalten ist. Im Übrigen ist sie - entsprechend der Spontanität mit der sie auftritt - auch nicht weiter zu erklären bzw. künstlich herzustellen.