"Zwischen uns das Leben": Eine verpasste Chance
"Zwischen uns das Leben" lässt sich sehr viel Zeit für einzelne Sequenzen und die Zwischentöne in den Dialogen. Die Inszenierung des französischen Regisseurs Stéphane Brizén ist weder neu noch originell.
Es ist einer dieser trüben Tage in einem dieser französischen Orte an der Küste, in dem die Saison zu Ende ist und die Tristesse Einzug hält. Matthieu, ein auf die 50 zugehender Kinostar, ist aus Paris geflüchtet. Zum ersten Mal in seiner Karriere wollte er Theater spielen, hat aber kurz vor der Premiere Muffensausen bekommen, alles stehen und liegen gelassen und sich selbst eine Thalasso-Therapie in der Abgeschiedenheit verordnet. Der Plan gelingt nur bedingt, seine Bekanntheit verfolgt ihn bis ins Behandlungszimmer:
"Sie bekommen ein Handtuch, damit Sie es warm haben. Und hätten Sie etwas dagegen, wenn wir kurz ein kleines Foto machen, Monsieur? Ich liebe Ihre Filme, ich schaue mir alles an, was Sie machen." Filmszene
Das mit der Entspannung haut also schon mal nicht so hin. Die Behandlung besteht nicht aus warmen, wohltuenden Berührungen eines Menschen, sondern eine Maschine pumpt intervallmäßig Luftschläuche um Matthieus Beine, die ihn aussehen lassen wie ein unfertiges Michelin-Männchen. Und auch die widerspenstige, lichtschrankenbetriebene Espresso-Maschine zerrt eher an seinen Nerven als andere.
Alte Liebe, neue Wünsche
Die feine Komik derartiger Szenen wirkt wohltuend als Ventil für die ansonsten schwerwiegende Melancholie des Films. Matthieu, gespielt vom französischen Kinostar Guillaume Canet, bekommt eine Nachricht von einer Frau, mit der er vor 15 Jahren zusammen war, und ruft sie an. Alice, hingebungsvoll dargestellt von Alba Rohrwacher, ist Klavierlehrerin und lebt mit ihrer Familie in dem Küstenort. Die beiden treffen sich in einem Restaurant. Matthieu, ebenfalls verheiratet, hadert mit dem Älterwerden, reflektiert über seine Feigheit vor dem Versagen auf der Theaterbühne.
Die Gespräche sind zunächst oberflächlich, vertiefen sich jedoch mit jedem weiteren Treffen. Da werden alte Trennungswunden wieder aufgerissen, aber auch neue Wünsche und immer noch bestehende Begehrlichkeiten geweckt. Auch wenn beide wissen, dass die Konsequenzen wieder schmerzhaft sein würden:
"Weiß dein Mann, dass wir mal zusammen waren?"
"Nein. Nur, dass ich mit jemandem zusammen war, der mich kaputt zurückgelassen hat."
Filmszene
Und Heilung kann natürlich auch nicht in einer Woche Thalasso-Therapie erreicht werden.
"Zwischen uns das Leben": Langatmig und wenig originell
"Zwischen uns das Leben" ist ein melancholisches Beziehungsdrama, das sich sehr viel Zeit für einzelne Sequenzen und die Zwischentöne in den Dialogen lässt, die ohnehin oft zögerlich und vorhersehbar sind.
Zwei einsame Menschen, selbstgewählte Isolation, das Bereuen von Dingen die getan oder eben nicht getan wurden - das alles ist weder neu noch originell inszeniert. Die Kamera bewegt sich manchmal kaum. Das ist auf der einen Seite langatmig bis nervig, auf der anderen Seite behutsam und berührend.
Zwischen uns das Leben
- Genre:
- Drama, Komödie
- Produktionsjahr:
- 2024
- Produktionsland:
- Frankreich
- Zusatzinfo:
- Mit Guillaume Canet, Alba Rohrwacher, Sharif Andoura u.a.
- Regie:
- Stéphane Brizé
- Länge:
- 105 Minuten
- FSK:
- ab 12 Jahre
- Kinostart:
- 2. Mai 2024