"Weisheit des Glücks": Wie eine Privataudienz beim Dalai Lama
Der Dalai Lama ist das geistige Oberhaupt der Tibeter, Friedensnobelpreisträger und weltweiter Botschafter des Mitgefühls. Die von Richard Gere produzierte Doku "Weisheit des Glücks" ist so etwas wie das filmische Vermächtnis seiner Philosophie.
"Ich glaube, wir sind da alle gleich. Wenn wir uns frei fühlen, oder befreit von körperlichen, geistigen und spirituellen Limitierungen, sind wir ziemlich glücklich." Das sagt lächelnd der Mann, der am Anfang seiner Hollywood-Karriere nach Filmen wie "Ein Mann für gewisse Stunden" oder "Pretty Woman" vor allem als Sexsymbol in der Öffentlichkeit galt. Äußerlichkeiten scheinen Richard Gere, der gerade 75 wurde und entspannt in verwaschener Jeans und bequemen Baumwollhemd im Sessel sitzt, mittlerweile nicht mehr so wichtig.
"Glück und Lebensfreude sind der wahre Sinn unseres Lebens"
Gere besitzt eine ähnlich zugewandte, freundliche Ausstrahlung wie der Mann, der im Film über die "Weisheit des Glücks" philosophiert - der Dalai Lama. "Angst schwächt unser Immunsystem, sagen einige Wissenschaftler", erzählt dieser im Film. "Also können wir sagen: Glück und Lebensfreude sind der wahre Sinn unseres Lebens."
Als Zuschauer bekommt man eine Art kleine Privataudienz. Der Dalai Lama sitzt auf einem Stuhl und spricht direkt in die Kamera, schaut dem imaginären Gegenüber offen in die Augen. Er spricht nicht von sich, sondern von "uns", und hält einen kleinen Globus in den Händen, den er behutsam dreht und betrachtet, während es um die großen Themen wie Klimawandel und Umweltzerstörung geht.
Kriege statt Klimarettung: "Machen uns viele Probleme selbst"
"Die ganze Welt ist von der Klimaerwärmung betroffen", so der Dalai Lama. "Also ist es unsere gemeinsame Verantwortung, unsere Erde zu beschützen, zu retten. Stattdessen führen wir Kriege und machen uns viele Probleme selbst."
In Anspielung unter anderem auf Elon Musk und die Bestrebungen, im Weltraum neuen Lebensraum für Menschen zu schaffen, sagt der Dalai Lama: "Den Mond und den Mars sehen wir am Nachthimmel, wunderschön. Aber wenn wir dort sind, ist es hoffnungslos. Unsere Erde ist unser einziges Zuhause!"
Der Dalai Lama als Feminist
In diesem Zuhause sollten Frauen mehr das Sagen haben, glaubt der spirituelle Führer: "Männer gebrauchen zu viel Gewalt. Ich glaube, Frauen liegt das Wohlergehen ihrer Mitmenschen im Allgemeinen mehr am Herzen. Die Welt wäre ein sicherer Ort, wenn wir mehr Frauen in verantwortlichen Positionen hätten."
Der Dalai Lama ein Feminist? Richard Gere stimmt dem zu. Es ist eine Sequenz im Film, die er besonders liebt, und er glaubt, dass eigentlich jeder Mensch glaubt, dass wir Frauen mehr trauen können als Männern. Auch geht er davon aus, dass die USA demnächst eine Präsidentin haben werden.
Keine filmische Offenbarung
Es war Gere ein persönliches Anliegen die "Weisheit des Glücks" zu machen. Die Dokumentation ist keine filmische Offenbarung, auch wenn sie restauriertes Material aus den Archiven der tibetischen Exilregierung zeigt, die eine historische Dimension schaffen. Zwischen den Interview-Sequenzen gibt es auch schöne Landschaftsaufnahmen, die zeigen, was auf unserem Planeten so schützenswert ist.
Die "Weisheit des Glücks" ist aber in erster Linie das Porträt eines außergewöhnlichen spirituellen Führers. Der Film ist von Wahrhaftigkeit und aufrüttelnder, positiver Energie geprägt, die jeder gebrauchen kann, nicht nur Buddhisten.
Richard Gere hat sein Glück gefunden
Richard Gere jedenfalls hat in dieser Lehre seinen Weg zum Glück gefunden: "Ich habe mich schon immer zum Buddhismus hingezogen gefühlt. Ich schätze, dass ich in meinem vorherigen Leben damit schon Erfahrungen gemacht habe. Irgendetwas am Buddhismus und Tibet war für mich zu Hause. Es fühlte sich ganz natürlich an."
Weisheit des Glücks
- Genre:
- Dokumentarfilm
- Produktionsjahr:
- 2024
- Produktionsland:
- Schweiz
- Zusatzinfo:
- mit Tenzin Gyatso (14. Dalai Lama)
- Regie:
- Barbara Miller, Philip Delaquis
- Länge:
- 90 Minuten
- FSK:
- keine Angabe
- Kinostart:
- 7. November 2024