"Was ist schon normal?": Derbe Komödie über Abbau von Vorurteilen

Stand: 04.09.2024 06:00 Uhr

"Was ist schon normal?" ist das Regie-Debüt des in Frankreich sehr bekannten Komikers und Schauspielers Artus. Darin geht es um zwei Gauner, die bei einer Gruppe von beeinträchtigten Menschen Zuflucht suchen.

von Bettina Peulecke

Das Vater-Sohn-Gaunerduo La Fraise und Paulo hat gerade einen Juwelierladen ausgeraubt, da ergibt sich ein Problem mit dem Fluchtauto: Es stand auf einem Behindertenparkplatz vor einer Betreuungseinrichtung und wird gerade abgeschleppt. Zur selben Zeit steht eine Gruppe von elf eingeschränkten Menschen kurz vor der Abfahrt in einen entspannten Hüttenurlaub und wartet noch auf einen Teilnehmer: Sylvain. Die Betreuer beobachten die Abschleppszene und halten die beiden Diebe für Sylvain und seinen Betreuer. Den beiden bleibt nichts anderes übrig, als mit der Gruppe vor der Polizei zu fliehen.

Urlaub auf dem Land statt Knast

Das Verwechslungsszenario ist also gesetzt. Das unfreiwillige Zusammentreffen von den beiden uneingeschränkten Männern mit der Gruppe im Urlaub auf dem Land führt zu mehr oder weniger amüsanten Reaktionen und Annäherungen bei Überwindung von Vorurteilen. Und so sehr Paulo sich auch bemüht, den "Behinderten" zu spielen, natürlich wird er sofort von der Gruppe durchschaut.

Keiner verrät Paulos Geheimnis, der sich außerdem noch hoffnungslos in die Betreuerin verliebt. Und selbst La Fraise, der hartgesottene Gauner-Vater, überwindet seine anfängliche Arroganz, entdeckt die ganz normalen Eigenschaften der Beeinträchtigten und entwickelt Zuneigung und Freundschaft, besonders zu einem Jungen, der für sein Leben gern Fußball spielt.

Wichtige Botschaft, rustikaler Humor

"Was ist schon normal?" ist das Regie-Debüt des in Frankreich sehr bekannten Komikers und Schauspielers Artus und hat in seiner Heimat bereits zehn Millionen Besucher ins Kino gelockt. Das ist großartig für das Verständnis, die Inklusion und die Auseinandersetzung mit dem Thema. Der Humor ist aber oft ziemlich rustikal und die unvorbereitet eingeblendeten Partyszenen, in denen der echte Sylvain wiederum in einer Reisegruppe von uneingeschränkten Menschen feiert, kommen völlig losgelöst daher und sind absolut überflüssig.

"Glück auf einer Skala von 1 bis 10" war ein gelungenes Beispiel für einen Kinofilm dieser Art. "Was ist schon normal?" ist ob der Thematik und Botschaft genauso wichtig, liegt unterhaltungstechnisch und dramaturgisch aber eher im Mittelfeld.