"Those About to Die": Eher antike Seifenoper als Historiendrama
Bei "Those About to Die" hat Roland Emmerich zum ersten Mal in einer Serie Regie geführt. Die überzeugt aber lange nicht so wie die Katastrophenfilme, mit denen er sich den Spitznamen "Master of Disaster" erarbeitet hat.
Mit Filmen wie "Independence Day", "The Day After Tomorrow", "2012" oder "White House Down" hat der Schwabe sich den Namen "Master of Disaster" redlich verdient. Jetzt gibt es etwas Neues von ihm - die Serie "Those about to die". Nicht nur das serielle Format ist Neuland für Roland Emmerich, sondern auch die Zeit, in der sie spielt. Mit "Anonymous" ist er zwar schon einmal ins elisabethanische Zeitalter und zu den Verschwörungsmythen um William Shakespeare gereist, nun dreht er das Rad aber noch ein bisschen weiter zurück. In "Those About To Die" taucht Emmerich tief ein ins antike Rom ins Jahr 79 nach Christus.
Brot und Spiele, Blut und Sex
Er zeichnet mit seinem Co-Regisseur Marco Kreuzpaintner ein verkommenes Sittenbild mit allem, was dazugehört. Brot und Spiele, Blut und Sex, egal ob gleich- oder verschiedengeschlechtlich. Kaiser Vespasian, gespielt von Anthony Hopkins, lässt gerade das Kolosseum erbauen, die Bevölkerung muss abgelenkt werden von Krieg und Hunger.
Der Zirkus Maximus ist gut für Wagenrennen. Doch das Publikum will Blut sehen. Und sie wollen nah genug dran sein, um es zu sehen. Der Zirkus Maximus gehört euch. Den Anteilseigner der vier Fraktionus. Aber diese Arena wird stattdessen dem Volk gehören. Allen Bürgern Roms. Filmzitat
Diese Spiele allerdings sind nicht nur reine Ablenkung fürs Volk, sondern auch finanziell lukrativ mit Sportwetten und einem undurchsichtigen Geflecht aus Wettbetrug und Manipulation.
Historischer Stoff auf die Gegenwart anwendbar
Im Mittelpunkt der vielen Handlungsstränge steht Tenax, eine Art antiker Showrunner, der versucht, das bestehende System des Patriziats, der römischen Oberschicht, zu unterwandern. "Those About To Die" basiert auf dem gleichnamigen Sachbuch des Wissenschaftlers Daniel P. Mannix aus dem Jahr 1957. Für Emmerich lag die Faszination des Stoffes in der Mischung von Brot und Spielen - historisch gesehen, aber auch auf die Gegenwart anwendbar. "Sport, Politik, alle wetten, selbst wenn es nicht erlaubt ist. Sie haben die Spiele benutzt, um die Menschen abzulenken", erzäht Emmerich im englischsprachigen Interview.
"Gleich in der ersten Folge gibt es einen Aufstand der einfachen Leute, weil sie Hunger haben und es nichts zu essen gibt. Da lässt der Kaiser die Trommeln wirbeln und setzt ein Rennen an. Und die Massen strömen Richtung Cirkus Maximus, um sich die Spiele anzugucken. Vergessen ist der eigene Hunger. Sport wird hier mehr als einmal als politisches Instrument missbraucht. Das ist heute genauso. Gerade beim Wagenrennen braucht man nicht mehr als acht oder zehn Wagen und ein paar Pferde. Am Ende wird einer gewinnen. Zwischendrin gibt es Unfälle und Drama, das die Leute ablenkt. Das spricht schon immer die niederen Instinkte der Menschen an", so Emmerich weiter.
Serie scheitert auf hohem Niveau
Gedreht hat Emmerich in den römischen Filmstudios Cinecittà. Die echten Sets und Kostüme sehen dabei super aus, aber die am Computer entstandenen Hintergründe haben einen sehr artifiziellen, künstlichen Look. Der schwäbische Regisseur scheitert mit "Those About To Die" auf hohem Niveau. Denn die zehn Folgen sind am Ende doch mehr antike Seifenoper als historisches Spektakel. Sein nächstes großes Projekt wird die Serienverfilmung von "Lawrence of Arabia". Sein Lebenstraum. Man kann nur hoffen, dass das fundierter wird als "Those About To Die".
Those About to Die
- Genre:
- Historienserie
- Produktionsjahr:
- 2024
- Produktionsland:
- Vereinigte Staaten, Deutschland, Italien
- Zusatzinfo:
- Zu sehen auf Peacock und Amazon Prime Video
- Veröffentlichungsdatum:
- 18. Juli 2024
- Regie:
- Roland Emmerich, Marco Kreuzpaintner
- Länge:
- 10 Episoden