"Tatami": Mitreißendes Drama über Instrumentalisierung des Sports
Wenn bei einem sportlichen Großereignis verschiedene Nationen und politische Systeme aufeinandertreffen, kann es auch hinter den Kulissen zu Kämpfen kommen. Davon erzählt der Film "Tatami", inspiriert von realen Erlebnissen.
"Tatami" heißen die Matten, auf denen Judo-Kämpfe ausgetragen werden. In dem gleichnamigen Film geht es aber auch noch um einen anderen, viel weitreichenderen Kampf: den gegen ein diktatorisches Regime und für die Freiheit. Hier wird der Wettkampf zur persönlichen Widerstandsgeschichte - brutal, aufwühlend und intensiv.
Eine Iranerin und ein Israeli führen Regie
Schon hinter der Kamera ist "Tatami" eine kleine Sensation. Zum ersten Mal überhaupt drehen ein Regisseur aus Israel, Guy Nattiv, dessen Film "Golda" vor kurzem in unseren Kinos lief, und eine Regisseurin aus dem Iran, die aus "Holy Spider" bekannte Schauspielerin Zar Amir Ebrahimi, die als Regisseurin debütiert, gemeinsam. Ihre Regierungen sind Erzfeinde, ihre gemeinsame Kunst nutzen sie als Zeichen - ein Hoffnungsschimmer. Beim Dreh stand die ständige Angst vor den Geheimdiensten nicht nur im Drehbuch.
Judoka Leila ringt mit sich selbst
Leila Hosseini ist die vielversprechendste Kämpferin des iranischen Judo-Teams. Bei der Weltmeisterschaft in Tiflis fühlt sie sich selbst unschlagbar. Trainerin Gambari, gespielt von Ko-Regisseurin Zar Amir Ebrahimi, steht voll hinter Leila, aber auch unter Druck ihrer Regierung. Denn auf dem Weg zur Goldmedaille zeichnet sich ab, dass Leila gegen die Konkurrentin aus Israel antreten müsste. Eine mögliche Niederlage wäre von Staats wegen inakzeptabel, also soll Leila eine Verletzung vortäuschen und freiwillig vorzeitig aus dem Wettkampf aussteigen. Als das nicht passiert, erhält die Trainerin einen Anruf:
"Gambari, was ist da los? Lassen Sie gefälligst diese Spielchen, oder es kommt Sie teuer zu stehen. Ihnen ist wohl der Ernst der Lage nicht klar. Hosseini muss so schnell wie möglich aus dem Wettbewerb ausscheiden!" Filmszene
In der Folge wird ihre Familie bedroht, Leila ringt mit sich selbst - aufbegehren oder das Leid von ihrer Familie abwenden? Und dann bekommt auch die Wettkampfaufsicht Wind von der Sache.
"Tatami": Fantastisch gespielt, packend und mitreißend
Eine Erzfeindschaft als sportlicher Konflikt - es geht in "Tatami" darum, wie Sport instrumentalisiert werden kann. Und um die Frage, wer am Ende auf der Matte bleibt. Der starke Schwarz-Weiß-Film wird zu einer Parabel auf kleinstem Raum: fantastisch gespielt, packend und mitreißend.
Tatami
- Genre:
- Thriller, Drama
- Produktionsjahr:
- 2023
- Produktionsland:
- Georgien, USA
- Zusatzinfo:
- mit Arienne Mandi, Zar Amir Ebrahimi, Jaime Ray Newman u.a.
- Regie:
- Zar Amir Ebrahimi und Guy Nattiv
- Länge:
- 105 Minuten
- FSK:
- ab 12 Jahren
- Kinostart:
- 1. August 2024