"Super/Man: The Christopher Reeve Story": Schmerzhafte Heldenreise
Die Karriere von Christopher Reeve endete jäh, als er 1995 nach einem Unfall vom Hals abwärts gelähmt war. Zum 20. Todestag des Schauspielers erzählt eine Doku, wie er und seine Familie mit diesem Schicksalsschlag umgegangen sind.
Was macht einen Helden - einen Superhelden - aus? Diese Frage stellt das Regieteam Ian Bonhôte und Peter Ettedgui in den Mittelpunkt seines Porträts über den ersten und vielleicht ikonischsten Film-Superhelden Hollywoods. Christopher Reeve selbst gibt darauf zwei Antworten: "Früher dachte ich: Ein Held ist einer, der etwas Mutiges tut, ohne Angst vor den Konsequenzen. Jetzt ist meine Definition komplett anders. Ich denke, ein Held ist ein ganz normaler Mensch, der die Kraft findet durchzuhalten, obwohl die Hindernisse unüberwindlich scheinen."
Christopher Reeves Kampf zurück ins Leben
Die Doku "Super/Man: The Christopher Reeve Story" zeichnet die schmerzhafte Heldenreise des Schauspielers nach, der sich nach seinem Reitunfall 1995 mit eiserner Disziplin zurück ins Leben kämpft. Durch den Sturz ist er vom Hals abwärts gelähmt. Nicht einmal alleine atmen kann er mehr. Dennoch übernimmt Reeve wieder Filmrollen. Vor allem aber wird er zum Anwalt für die Anliegen behinderter Menschen. Mithilfe seiner Star-Power sammelt er riesige Spendensummen. Damit gründet er seine eigene Stiftung, die unter anderem die Forschung nach Heilungsmöglichkeiten für Querschnittslähmung vorantreiben soll. Bei den Oscars 1996 zeigt er sich zum ersten Mal im Rollstuhl in der Öffentlichkeit. In einer bewegenden Rede fordert er seine Branche auf, sich sozial und politisch zu engagieren: "Hollywood muss mehr tun. Lasst uns weiter Risiken eingehen! Lasst uns die wichtigen Themen anpacken. Unsere Filmgemeinschaft kann das besser als andere. Es gibt keine Herausforderung, künstlerisch oder anderer Natur, die wir nicht bewältigen können!"
Hochemotionale Aufnahmen mit Robin Williams
Reeves drei Kinder erzählen in der Doku in sehr persönlichen Interviews von ihrem Vater. Außerdem kommen befreundete Hollywood-Stars wie Susan Sarandon, Whoopi Goldberg oder Glenn Close zu Wort. Die Art, mit wieviel Liebe alle Interviewten über den Menschen Christopher Reeve sprechen, macht die Doku hochemotional. Besonders die Aufnahmen, die Reeve zusammen mit seinem besten Freund Robin Williams, zeigen, gehen zu Herzen. Glenn Close glaubt gar, Williams könnte noch am Leben sein, hätte er seinen Seelenpartner Reeve nicht bereits 2004 verloren: "Sie passten einfach sehr gut zusammen. Robin hatte auch seine inneren Kämpfe. Ich denke, beide kannten die Dunkelheit sehr gut."
Intime Einblicke in Reeves Familienleben
Die Doku erzählt auf zwei Zeitebenen. Zum einen schildert sie den Aufstieg des jungen unbekannten Theaterschauspielers zu einem Idol der Popkultur. Zum anderen schaut sie hinter die Fassade des strahlenden Stars. Eine Fülle an privatem Archivmaterial gibt intime Einblicke in dessen Familienleben mit den drei Kindern und seiner Frau Dana. Ungeschönt zeigen die Aufnahmen, wie der Unfall, der Reeve zum Pflegefall machte, alles veränderte. Aber auch, wie er es geschafft hat, aus seinem Schicksal die Kraft zu schöpfen, sich unermüdlich für andere einzusetzen. Es wirkt wie eine schlechte Filmpointe, dass ausgerechnet der unbezwingbare Mann aus Stahl so auf sein verletzliches Menschsein zurückgeworfen wurde. Die unerschrockene Art, wie er und sein Umfeld bis zu seinem Tod damit umgegangen sind, ist inspirierend. Man müsste schon selbst aus Stahl sein, um von diesem Film nicht berührt zu werden.
Super/Man: The Christopher Reeve Story
- Genre:
- Dokumentation
- Produktionsjahr:
- 2024
- Produktionsland:
- Großbritannien, USA
- Zusatzinfo:
- mit Christopher Reeve, Johnny Carson, Glenn Close und anderen
- Regie:
- Ian Bonhôte, Peter Ettedgui
- Länge:
- 104 Minuten
- FSK:
- ab 12 Jahren
- Kinostart:
- 10. Oktober 2024