Szene aus dem Film "Paolo Conte Alla Scala" © Arsenal Filmverleih

"Paolo Conte alla Scala": Doku über den einzigartigen Musiker

Stand: 13.08.2024 06:00 Uhr

Der Musiker Paolo Conte gehört zu den Exportschlagern Italiens. Der Dokumentarfilm "Paolo Conte alla Scala" zeigt seinen Auftritt in dem Mailänder Opernhaus und gibt Einblicke in sein Leben und seine Kunst.

von Bettina Peulecke

Im Februar vergangenen Jahres gab es im "Teatro alla Scala", wie die Mailänder Scala auf Italienisch heißt, eine Premiere. Das ist per se nichts Ungewöhnliches in dem vielleicht berühmtesten Opernhaus der Welt. Aber es war das erste Mal, dass einem nicht-klassischen Musiker ein Auftritt gewährt wurde. Das zeigt, welchen ikonischen Status Paolo Conte erreicht hat und welche Anerkennung ihm in seiner Heimat zuteilwird. Es war für ihn, der von sich berichtet, immer einen besonderen Bezug zu den Spielorten zu haben, an denen er auftritt, eine sehr belebende Erfahrung: "Die Scala ist ein Haus, das mit so vielen Emotionen verbunden ist und so viele hervorruft, weil es natürlich eine glorreiche Geschichte hat. Diese heilige Bühne, auf der schon unzählige große Künstler gestanden haben, diese Energie ist allgegenwärtig."

Alles begann mit Traktorgeräuschen

Ursprünglich ist Paolo Conte Anwalt von Beruf, aber vor über 50 Jahren gab er seine juristische Tätigkeit komplett auf und widmete sich ganz und gar der Musik. Später kam die Malerei hinzu. Der 87-Jährige ist ein wacher, distinguierter Herr, der stets leicht gebeugt am Piano sitzt und seine Texte oft etwas nuschelig vorträgt. Große Gesten sind die Sache des immer elegant im Anzug auftretenden Künstlers nicht.

Die Dokumentation zeigt das einmalige Konzert in der Scala verwoben mit Interviews und Auszügen aus älteren Gesprächen aus dem halben Jahrhundert seiner Karriere. Darin erinnert sich Paolo Conte zum Beispiel an ein prägendes musikalisches Ereignis aus seiner Kindheit, das die meisten wahrscheinlich gar nicht als solches wahrgenommen hätten: "Meine allererste Erinnerung an Musik in meinem Leben war die eines Traktors. In dem kleinen Haus auf dem Land bei meinem Opa habe ich mich als kleiner Junge zurückgezogen und dem Nachbarn mit seinem Traktor gelauscht. Wenn er sich einer bestimmten Stelle näherte, hörte ich all die metallischen Geräusche, die der Motor machte, und für mich war das wie ein Gebrüll, aber gleichzeitig irgendwie heilig."

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Eine Hand am Saxophon © iStock Foto: golero
51 Min

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Klassische Dokumentation ohne visuelle Spielereien

Der vom Jazz geprägte Paolo Conte ist ein einzigartiger "Cantautore", wie in der italienischen populären Musik Sänger beschrieben werden, die hauptsächlich selbst geschriebene Lieder vortragen. Die Texte sind meist sehr poetisch, immer komplex, mitreißend in den Rhythmen und manchmal melancholisch.

"Paolo Conte alla Scala" zeigt das Konzert vom Februar 2023 aus allen erdenklichen Blickwinkeln: die Vorbereitung auf die Show, Schnappschüsse vom Soundcheck und Backstage. Eine klassische Dokumentation ohne visuelle Spielereien, bei der es immer um Conte und seine Kunst geht, über die er gleich am Anfang sagt: "Vor ein paar Monaten schickte mir eine Freundin den Katalog einer Ausstellung von einem deutschen Maler. Im Begleittext hat mich ein Aspekt besonders angesprochen: Es ging darin um die 'Fühlbarkeit' von Kunst. Und der Satz, der sich mir eingeprägt hat, war: Jede Kunst möchte Musik sein."

Paolo Conte alla Scala

Genre:
Dokumentation
Produktionsjahr:
2023
Produktionsland:
Italien
Regie:
Giorgio Testi
Länge:
106 Minuten
FSK:
ab 0 Kahren
Kinostart:
15. August 2024

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Morgen | 12.08.2024 | 07:20 Uhr

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