"No Hard Feelings": Niveauloses Komödiendebüt von Jennifer Lawrence
In "No Hard Feelings" spielt Jennifer Lawrence eine Taxifahrerin, die einen 19-Jährigen verführen soll, damit dieser nicht als Jungfrau aufs College geht. Der Film wirkt wie ein platter Komödien-Aufguss aus den 90ern.
"Brauchst du ein Auto fürs College? Dann date diesen Sommer unseren 19-jährigen Sohn. Er ist ein wunderbarer junger Mann, extrem intelligent, aber sozial sehr schüchtern. Er hatte noch nie eine Freundin und wir haben schon alles versucht." Filmszene
Es ist wohl die perfekte Beschreibung von Helikoptereltern zwischen den Zeilen in dieser Anzeige, die Maddie, autolose Uber-Fahrerin um die 30, durch Zufall in einer Zeitung findet. Die Eltern sind auf der Suche nach einer attraktiven, intelligenten Frau, die ihren Sohn aus seinem Schneckenhaus holt, bevor er im Herbst aufs College geht. Im Gegenzug winkt ein gebrauchter Buick.
"No Hard Feelings" beruht auf einer wahren Begebenheit
So oder so ähnlich ist es tatsächlich passiert - denn "No Hard Feelings" von "Good Boys"-Regisseur Gene Stupnitsky beruht auf einer wahren Begebenheit, einer echten Annonce, natürlich humoristisch aufgearbeitet und übertrieben. Maddie, die selbst kein Blatt vor den Mund nimmt, sich von One-Night-Stand zu One-Night-Stand hangelt, nimmt an.
Jennifer Lawrence' erster Ausflug ins komische Fach
Jennifer Lawrence genießt es förmlich, leicht bekleidet und immer eine Spur drüber ihre Verführungskünste an einem 19-Jährigen auszuprobieren. "No Hard Feelings" ist ihr erster Ausflug ins komische Fach. Überzeugt hat die Oscarpreisträgerin, die bekannt dafür ist, bewusst wenig zu arbeiten, vor allem das Drehbuch von Gene Stupnitsky: "Ich musste gar nicht überzeugt werden. Er hat mir das Drehbuch geschickt, ich wollte eigentlich eine Zeit lang gar nicht arbeiten, aber war doch neugierig. Zum Glück, denn es war das lustigste Drehbuch, das ich je gelesen habe. Vier Monate später war ich am Set."
Allerdings wurde da, so scheint es zumindest, ein anderes Drehbuch verfilmt, als Lawrence gelesen hat, denn "No Hard Feelings" hangelt sich, vor allem verbal, unter der Gürtellinie von einem schlechten Witz zum nächsten. Das Niveau sinkt von Filmminute zu Filmminute.
"No Hard Feelings": Wie eine platte Komödie aus den 90ern
Es mag vielleicht an der deutschen Synchronisation liegen, dass die meisten Gags des Films zum Rohrkrepierer werden. Regisseur Gene Stupnitsky hat mit seinem Debütfilm "Good Boys" vor ein paar Jahren bewiesen, wie es geht, eine subversive und smarte Komödie mit Jugendlichen zu drehen, die ein R-Rating hat, also erst ab 18 freigegeben ist. Hier allerdings setzt er zu sehr auf den Altersunterschied von Lawrence und ihrem Spielpartner Andrew Feldman, setzt zu sehr auf übertrieben schmutzige Dialoge und scheitert an der fragwürdigen Konstellation einer Frau, die einen jungen Mann verführen soll, damit der nicht als Jungfrau aufs College geht.
"No Hard Feelings" wirkt wie der platte Aufguss einer Komödie aus den 90ern, ohne ein Gespür für Timing oder Zeitgeist. Jennifer Lawrence hätte für ihr Komödiendebüt etwas Besseres verdient.
No Hard Feelings
- Genre:
- Komödie
- Produktionsjahr:
- 2023
- Produktionsland:
- USA
- Zusatzinfo:
- Mit Jennifer Lawrence, Andrew Barth Feldman, Matthew Broderick u.a.
- Regie:
- Gene Stupnitsky
- Länge:
- 114 Minuten
- FSK:
- ab 12 Jahre
- Kinostart:
- ab 22. Juni 2023